Claudia Langer weckt die Generation «Man müsste mal»
Berlin/dpa. - Man müsste so viel. Und man will ja auch. Mehr Bio essen und weniger Fleisch, zu einem Ökostrom-Anbieter wechseln und zu einer sozialen Bank. Ein kleineres Auto fahren, weniger fliegen und einen Kühlschrank der Energieklasse AAA+ kaufen. Wissen wir ja alles.
Und dann machen wir einen Witz, in dem der steigende Meeresspiegel und Holland vorkommen, und nehmen das Auto, nicht das Rad - mit schlechtem Gewissen, immerhin, denn man müsste ja wirklich mal.
Claudia Langer haut uns genau diese Bequemlichkeit auf ihrer rund 190-seitigen Streitschrift um die Ohren. Sie ist eine Bekehrte, und wie viele Bekehrte nervt sie, weil sie missionieren will. Aber nicht im Namen einer alleinseligmachenden neuen Yoga-Technik oder einer todsicheren Methode, unseren Säure-Basen-Haushalt auszugleichen, sondern im Namen der Zukunft der Menschheit. Es geht ums Überleben, um die Zukunft des Planeten und die unserer Kinder und Enkel.
Was dieses Buch gut macht, ist nicht der allzu oft gehörte Fünf-vor-Zwölf-Alarmschrei, sondern Langers Glaube daran, dass wir es noch schaffen können. Jeder einzelne und alle zusammen. Langer will Angst machen und Hoffnung, sie erklärt ihrem Leser, warum er keine Wahl hat - und dass bewusster Konsum auch Emanzipation bedeutet, Unabhängigkeit von Konzernen und dem inneren Schweinehund.
Die Autorin selbst macht vor, wie es geht. Claudia Langer hat vor fünf Jahren die Online-Plattform «Utopia» gegründet, die zukünftigen Weltverbesserern helfen will, nachhaltiger zu leben. Auf «Utopia» sagt sie über «Die Generation man müsste mal»: «Das Buch soll vor allem ein lauter Weckruf sein.» Und wie ein Wecker funktioniert es wirklich: Es lärmt, es nervt - und es öffnet uns die Augen.
(Claudia Langer: Die Generation man müsste mal, Droemer Verlag, München, 189 Seiten, 18 Euro, ISBN 978-3-426-27576-4)