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Chemnitzer Kunstsammlungen Chemnitzer Kunstsammlungen: Picasso und die Frauen

18.10.2002, 13:06

Chemnitz/dpa. - Das ewig Weibliche zog den Maler Pablo Picasso (1881-1973) ein Leben lang an. Frauen haben den Künstler stets aufs Neue gefesselt, seine Bewunderung gefunden und zu Bildern inspiriert. Diesem Thema ist jetzt eine neue Schau mit dem Titel «Picasso et les femmes» in den Chemnitzer Kunstsammlungen gewidmet. Sie bietet 215 Werke aus allen Schaffensperioden des Künstlers, Gemälde, Plastiken, Aquarelle, Gouachen, Zeichnungen, Lithographien, Radierungen und Linolschnitte. Offiziell wird die bis zum 19. Januar gezeigte Ausstellung an diesem Samstag eröffnet, von Dienstag an ist sie für jedermann zugänglich.

   «Frauen sind das einzige Sujet, das sich durch sein ganzes Werk zieht», sagt die Museumsdirektorin Ingrid Mössinger. Exakt 36 Frauen sind in den Werken der Ausstellung verewigt: Ehefrauen, Geliebte, Freundinnen, Mäzeninnen, Profimodelle, Strandbekanntschaften, seine Schwester oder die Frauen von Freunden. In seinen Beziehungen zu den vielen Frauen in seinem Leben sei Picasso von allem ein bisschen gewesen: Als Spanier natürlich Macho, aber auch zärtlicher Liebhaber und intellektueller Partner. «Wenn es ihm langweilig wurde, wenn das "Sujet" keine Impulse mehr gab, wurde es gewechselt.»

   Für die Museumschefin - sie hat in ihrem Hause kein einziges Picasso-Bild - geht mit der Schau ein lang gehegter Traum in Erfüllung. «Ein schöner, aber auch ein anstrengender Traum», blickt Mössinger auf die zwei Jahre Vorbereitungszeit zurück. Die mitunter nicht einfachen Verhandlungen mit den Leihgebern in aller Welt haben sich gelohnt. Die lange Liste liest bedeutender Häuser reicht vom New Yorker Museum of Modern Art über die Londoner Tate Gallery bis zum Pariser Musée Picasso.

   «Es ist mit Abstand die größte Picasso-Ausstellung in den neuen Bundesländern und eine der größten in Deutschland bislang überhaupt», sagt die Kunsthistorikerin. Für die Großzügigkeit der Leihgeber habe mit eine Rolle gespielt, dass die Bilder für eine Ausstellung in Ostdeutschland gebraucht wurden. «Man wollte einfach mithelfen, den großen Nachholbedarf an klassischer Moderne hier zu befriedigen», sagt Mössinger. Um die «absolut teure» Ausstellung zu ermöglichen, sind mehrere Sponsoren eingesprungen, darunter die Kulturstiftung der Länder, die Kulturstiftung der Deutschen Bank und die Stadt Chemnitz.

Das früheste Werk der Ausstellung schuf Picasso mit 14 Jahren. Die Kohle- und Bleistiftzeichnung des Knaben ist eine kleine Sensation. Das mit akademischer Genauigkeit gezeichnete Porträt «Niobide» wurde erst bei den Recherchen zu der Ausstellung in einer deutschen Privatsammlung entdeckt und ist in Chemnitz zum ersten Mal öffentlich zu sehen.

   Bei allem, was dem «Womanizer» Picasso nachgesagt wird, seine zweite Ehefrau Jacqueline war das in seinem gesamten Werk am häufigsten dargestellte Modell. 1961 heiratete der Maler die 45 Jahre jüngere Keramik-Verkäuferin. Sie dominiert motivisch das erstaunlich eruptive und hocherotische Alterswerk. Das letzte Bild der Ausstellung - etwa ein Jahr vor dem Tod des Künstlers im Alter von 91 Jahren geschaffen - ist eine Aktzeichnung.