Carl Adolf Senff Carl Adolf Senff: Ein neuer Zaun für den Raffael der Blumen

Ostrau/MZ - 150 Jahre nach dem Tod des „Blumen-Raffael“ genannten Malers Carl Adolf Senff (1785-1863) bietet das Grab auf dem Ostrauer Kirchhof ein Bild jämmerlicher Vernachlässigung. Einzig die zur Beerdigung gepflanzte Linde wahrt noch einen Rest an Würde. Doch das soll anders werden. An diesem Sonntag veranstaltet die auch sonst um das kulturelle Erbe von Schloss und Kirche verdiente Ostrau-Gesellschaft eine Gedenkstunde. Sie soll Auftakt für eine Serie von Senff-Gedenkereignissen im Todesjahr sein, an deren Ende, Spendenfreudigkeit vorausgesetzt, die Restaurierung des Grabes steht.
Die nicht mehr vorhandene Einfriedung mit einem gusseisernen Gitter in neugotischen Formen ist auf einem Foto aus den 30er Jahren überliefert. Der hallesche Bildhauer und Restaurator Johannes Traub ist vorgesehen, diesen Zustand wieder herzustellen, und auch die Grabplatten von Senff und seiner Frau von späteren Farbschichten zu befreien.
Hallensern sollte das Vorhaben eine Herzenssache sein. Betonen muss man das nicht, denn Ausstellungen von Senff sind Publikumsrenner an der Moritzburg, wie schon am Ende des 19. Jahrhunderts, als das damals Städtische Museum dem Malergenie eine Ausstellung widmete, die erste des neu gegründeten Hauses überhaupt. Möglich machte es Senffs Witwe, die den Nachlass zur Verfügung stellte. Er gehört seitdem zum Bestand des Kunstmuseums.
Entsprechend will Direktor Michael Freitag zur Gedenkveranstaltung einen Vortrag beisteuern, in dem er die besondere kunsthistorische Position Senffs ausloten will. Freitag sieht diesen Zeitgenossen der später „Biedermeier“ genannten Epoche als Einzelgänger: Der Protestant lebt 32 Jahre lang im katholischen Italien, hält sich von der frömmelnden Sektiererei der Nazarener fern und will auch kein Klassizist sein. Sein Brot verdient er als Kopist alter Meister, mit großem Zuspruch an den Höfen, und als Porträtist des aufsteigenden Bürgertums. Doch seine Leidenschaft gilt den anhaltend beliebten Blumenbildern, die er in „selbstgenügsamer Anschaulichkeit“ und „innerer Freiheit“ malt, wie Freitag sagt.
Die Wiederbegegnung mit Senff soll sich nach dem Willen der Ostrau-Gesellschaft durch das ganze Jubiläumsjahr durchziehen. Der Vortrag bei der Ostrauer Gedenkfeier wird zu einem Wandelkonzert des Kammerchors Cant Art aus Halle überleiten und der Nachmittag ausklingen mit einer Kaffeetafel. Vom 12. bis zum 19. Mai wollen acht Künstler der Region am ersten Senff-Open-Air-Colloquium teilnehmen, dessen Ergebnisse im Oktober bei einer Vortragsreihe über Senff ausgestellt werden. 2015, dem Jahr von Senffs 230. Geburtstag, ist an der Moritzburg eine neue Retrospektive seines Werks vorgesehen, bei der auch die kaum noch bekannten, allenfalls missachteten Kopien in neues Licht gerückt werden sollen.
Gedenkfeier am Sonntag im Schloss Ostrau: Um 14 Uhr findet der Vortrag statt, um 15 Uhr das Wandelkonzert.