Burkina Faso Burkina Faso: Grundsteinlegung für Schlingensiefs Afrika-Projekt
Berlin/dpa. - Schon an diesem Montag werden für das«Operndorf» etwa 45 Minuten von der Hauptstadt Ouagadougou entfernt13 Container von der Ruhrtriennale zum Aufbau der ersten Gebäude aufden Weg geschickt, wie der 49-jährige in Berlin lebende Theater-,Film- und Opern-Regisseur («Parsifal», «Das deutscheKettensägenmassaker») am Freitag der Deutschen Presse-Agentur dpasagte. «Das Projekt nennen wir "Von Afrika lernen" und es wird keinabgehobenes Bayreuth werden, es soll vielmehr die einheimischenkulturellen Kräfte unterstützen.»
Schlingensief hat mit dem Kulturminister von Burkina Faso jetztden Vertrag unterzeichnet, für sein Projekt werden ihm fünf HektarLand zur Verfügung gestellt. Bundespräsident Horst Köhler hat denStaatspräsidenten des westafrikanischen Landes um Unterstützung fürdas Projekt gebeten, wie Schlingensief sagte. Auch das Goethe-Institut und die Bundeskulturstiftung unterstützen ihn. Prominentewie der Schriftsteller Henning Mankell, der Popmusiker HerbertGrönemeyer und der Filmregisseur Roland Emmerich spenden jeweils100 000 Euro. 80 000 Euro sind schon über andere privateSpendenkanäle (Internetseite www.festspielhaus-afrika.com)zusammengekommen.
Über weitere Einzelheiten des Projekts will Schlingensief imnächsten «ZDF-Nachtstudio» an diesem Sonntag (20. Dezember/00.35 Uhr)berichten. An der Sendung nehmen unter anderem auch derSchriftsteller Henning Mankell teil, der Schlingensief bei seinemAfrika-Projekt unterstützt, sowie Rupert Neudeck vom Komitee CapAnamur und der Architekt Francis Kéré aus Burkina Faso, derSchlingensief ebenfalls helfen will. Für Schlingensief sei dasFestspielhaus ein Vorhaben im Sinne des erweiterten Kunstbegriffs vonJoseph Beuys (1921-1986), einem seiner Vorbilder, der Projekte dieserArt auch «Soziale Plastik» nannte, wie das ZDF in seiner Ankündigungbetonte.
Geplant sind in Afrika laut Schlingensief ein Theater, eine Schulefür 500 Schüler im Alter von 5 bis 17 Jahren, ein Gästehaus,Werkstätten, eine Krankenstation sowie Brunnen und Solaranlagen.Schon im März will der Regisseur das Theater eröffnen. Dazu plant erin der nahe gelegenen Hauptstadt die Premiere einer eigenenTheaterinszenierung, mit der er anschließend in Europa auf Tourneegehen will - von Brüssel über Hamburg bis Wien und München. «Ichwerde die afrikanische Stadt nicht missbrauchen, um mein eigenes Dingdort zu machen», sagte Schlingensief dazu. «Wir verpflanzen keineKultur, sondern zeigen, welche kreativen Kräfte dort zuhause sind,von denen wir noch viel profitieren und auch lernen können.»
Der an Krebs erkrankte Schlingensief, der mit seiner «Parsifal»-Inszenierung in Bayreuth von 2004 bis 2007 Aufsehen erregte, stelltezuletzt Anfang Dezember in Zürich sein Theaterprojekt «Sterbenlernen» vor. Er hat in den letzten Monaten auf einer Lesereise mitseinem Buch «So schön wie hier kanns im Himmel gar nicht sein! -Tagebuch einer Krebserkrankung» für sein Projekt Spenden gesammelt.Schlingensief fühlt sich gesundheitlich gegenwärtig gut. «Ich fühlemich kräftiger und habe wieder mehr Ausdauer. Meine Energie verpufftnicht mehr.»