Bunt schillernd: Wyclef Jeans «Carnival II»
Hamburg/dpa. - Nach drei Jahren Funkstille als Solokünstler hat Wyclef Jean ein neues Album veröffentlicht. Das trägt den Titel «Carnival II - Memoirs Of An Immigrant» und glänzt, wie man es von Wyclef Jean längst gewohnt ist, mit einer so illustren wie facettenreichen Auswahl an Gaststars.
Dass es an allgemein zugänglichen Hits nicht mangelt, dürfte ebenfalls kaum jemanden überraschen. Über mangelnden Erfolg kann sich Wyclef Jean mit Sicherheit nicht beklagen. Seit mittlerweile gut einem Jahrzehnt landet so gut wie alles, was der New Yorker Künstler als Interpret, Songschreiber und Produzent in die Hand nimmt, in den Charts. Angefangen hat diese Erfolgsgeschichte Mitte der 90er Jahre mit den Fugees, deren zweites Album «The Score» von 1996 schnell zum Klassiker avancierte.
Seine Solokarriere startete Wyclef Jean 1997 mit einem Album namens «The Carnival», auf dem er von den Fugee Allstars unterstützt wurde. Bis heute gilt «The Carnival» zahlreichen Fans und Kritikern als stärkstes Soloalbum des Ex-Fugees. Jetzt bezieht sich Wyclef Jean, was den Titel seiner neuen und sechsten Platte angeht, auf sein Erstlingswerk, auch wenn sich stilistisch und in Bezug auf die Kollaborationen, mit denen Wyclef Jean seine Platten ausstaffiert, einiges verändert hat.
Wyclef Jean mag nicht unbedingt der lässigste und talentierteste MC sein, den die HipHop-Geschichte zu Gehör bekommen hat. Mit seinen Fähigkeiten als Songwriter und seinem guten Händchen für gewinnbringende und oft auch ungewöhnliche Kollaborationen macht der Künstler dieses Manko mehr als wett. Die Offenheit, mit der sich Wyclef Jean seine Gastkünstler aussucht, entspricht der kosmopoliten Einstellung, mit der er sich in unterschiedlichen populären und traditionellen Musikrichtungen der Welt umtut.
Das Fundament von «Carnival II - Memoirs Of An Immigrant» bildet karibische Musik. Nicht umsonst nennt man den als Kind aus Haiti in die USA immigrierten Künstler auch gelegentlich den Bob Marley seiner Generation. Durch die meisten Tracks des neuen Albums zieht sich Reggae als stilistische Grundlage. Einflüsse aus HipHop, Pop, Latin Music, Rock und sogar Bollywood-Sound lassen Wyclef Jeans Platte bunt schillern.
Auf der Gästeliste von «Carnival II - Memoirs Of An Immigrant» stehen so unterschiedliche Künstler wie Akon, Shakira, Paul Simon, Mary J. Blige, Norah Jones, Serj von System Of A Down und Tony Matterhorn Seite an Seite. Diese ungewöhnliche Mischung unter einen Hut zu bringen und dabei auch noch stets einen allseits gefälligen Tonfall zu treffen, lässt einen nicht nur den Hut vor den Fähigkeiten von Wyclef Jean ziehen, sondern auch Ausfälle wie Zusammenarbeiten mit der deutschen Popsängerin Sarah Connor für eine Weile vergessen.
Mit «Carnival II - Memoirs Of An Immigrant» setzt Wyclef Jean natürlich keine Standards für innovativen urbanen Sound. Was ihm allerdings gelingt, ist, ein ganzes Album mit Tracks zu füllen, die ausnahmslos schlichtweg angenehm, poppig und freundlich ins Ohr gehen. Cleveres Easy Listening im wahrsten Sinne des Wortes.