Bühnenversion des «Zauberberg» ganz im Geiste Thomas Manns
Frankfurt/Main/dpa. - Einen Hans Castorp gibt es nicht mehr. Auch keine Madame Chauchat. Aber der Atem ihres Schöpfers Thomas Mann ist allgegenwärtig. «Zauberberg. Positionen am Abgrund» nennen Regisseurin Friederike Heller und Dramaturg Marcel Luxinger ihre Bühnenadaption des Mann'schen Stoffes, die das Schauspiel Frankfurt uraufgeführt hat.
Das Duo Heller-Luxinger führt darin dem Publikum ein Drei- Personen-Stück vor Augen. Da ist zum einen Settembrini (Mathias Max Herrmann), der überzeugte Humanist. Und auch seinen intellektuellen Gegenspieler Naphta (Rainer Frank) gibt es noch. Doch damit endet schon die Anlehnung an Thomas Mann. Der Rest bleibt Vorgeschichte und Vorwissen. Keine Karnevalsnacht bringt das Schauspiel auf die Bühne, keine unerwiderte Liebe, keine sieben Jahre Sanatorium.
Stattdessen führen Heller und Luxinger die Allegorie des «Schleichenden Krankheitsverlaufs» (Sanda Bayrhammer) ein, eine beängstigende Mixtur aus Arzt, Oberschwester und Clawdia Chauchat. Das Ganze verlegen sie auf eine runde Bühne aus Schaumstoff, auf der sich die beiden intellektuellen Widersacher mit Worten und Pistolen duellieren. Es geht - ähnlich wie in der Romanvorlage - um Humanität, Menschenrechte, demokratischen Fortschritt und Zivilisationskritik, das Recht des natürlichen Instinkts und die persönliche Freiheit.
Dazwischen streuen Heller und Luxinger in ihrem knapp zweistündigen Werk immer wieder Klamauk und Augenzwinkern. Der gewalttätige und tragische Ausgang des Philosophenstreits findet vor gemalter Bergidylle zu Franz Schuberts «Winterreise» statt.
Es ist die Atmosphäre des Zauberbergs, die diese Bühnenversion einzufangen sucht, die imaginäre Idee des Literaten Thomas Mann. «Es gibt keine reine Erkenntnis» und «Mensch sein, heißt krank sein», lassen Heller und Luxinger ihre Protagonisten sagen. Doch das weiß das erschöpfte Publikum nach zwei Stunden längst.