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Bühnenjubiläum Bühnenjubiläum: Leisegang geht mit Keimzeit auf Entdeckungstour

Von Gudrun Janicke 22.04.2012, 07:13
Die Band Keimzeit bald auf großer Fahrt: Zu ihrem 30-jährigen Bühnenjubiläum laden die Musiker um Frontmann Norbert Leisegang ein, sich in die Hände des großen Entdeckers und Seefahrers Christof Kolumbus zu begeben. (FOTO: DPA)
Die Band Keimzeit bald auf großer Fahrt: Zu ihrem 30-jährigen Bühnenjubiläum laden die Musiker um Frontmann Norbert Leisegang ein, sich in die Hände des großen Entdeckers und Seefahrers Christof Kolumbus zu begeben. (FOTO: DPA) dpa-Zentralbild

Potsdam/dpa. - Die Band Keimzeit will ihre Fans auf große Fahrtmitnehmen. Die Musiker um Frontmann Norbert Leisegang laden mit derneuen CD ein, sich in die Hände des großen Entdeckers und SeefahrersChristoph Kolumbus zu begeben. Symbolisiert wird die Reise inungewisse Gefilde bereits auf dem Cover mit einer stilisiertenArmillarsphäre: einem nautischen Instrument zur Entdeckung der Welt.

Für Leisegang geht es im 30. Bühnenjahr nicht um Eroberungen. MitKolumbus, der einem Titel und dem Album den Namen gibt, verbindet ervor allem die Neugier auf Ungewohntes, Unerwartetes und bislang nichtErlebtes. «Zeig mir, was ich noch nie gesehen habe», heißt es im Textvon «Kolumbus». «Das in Spanien aufgenommene Album ist das aktuelleUpdate unserer aktuellen Band», beschreibt er das Verbindende derzwölf Titel. «Wir zeigen, wer wir als Band Keimzeit sind.»

«Künstler ernähren sich von Melancholie, verarbeiten Defizite,greifen Dinge auf, die nicht so gut funktionieren», erläutert der51-jährige. «Wir verfallen aber nicht in Depressionen», stellt erklar. Sehnsucht schon eher: aber nicht nach der Vergangenheit undeiner heileren Welt. Er sei schon grundsätzlich mit der Gegenwartglücklich. «Aber ich sehne mich auch nach Ferne und der Rückkehr.»

Leisegang ist anzumerken, dass ihm vor allem kleine Geschichten amHerzen liegen. Die will er weitergeben, dann aber mit unerwartetemEnde, das in Erinnerung bleibt und neugierig macht auf Fortsetzung.Im Titel «Nachtzug nach Sofia» erzählt von der Begegnung mit dem inDeutschland arbeitenden bulgarischen Koch Simeon Podomkin. Im fastmenschenleeren Zug erfährt er die Geschichte des Mannes, der vollSehnsucht nach seinen Töchtern und der Heimat ist. Der Zug entgleist:Wo ist Simeon?

«Solche Geschichten interessieren und inspirieren mich», sagt dergebürtige Brandenburger Leisegang. Oder er gibt einem bekannten Themaeine völlig neue Wendung. In dem Song nach einer Erzählung nachDschingis Aitmatow wehrt sich plötzlich der angeschlosseneKettenhund, der eigentlich mit dem Schicksal abgeschlossen hatte.

Leisegang gründete mit seinen drei Geschwistern die Band. DieBrüder Roland und Hartmut sind noch dabei, dazu aktuell Andreas«Spatz» Sperling. Norberts Schwester Marion geht musikalisch eigeneWege. Inzwischen wurden zehn Studioalben veröffentlicht. Hits sind«Kling Kling» und «Primeln und Elefanten» oder gleich nach der Wende«Irrenhaus».

Das Bühnenjubiläum feiert die Band mit einer Tournee: Seit Märzstehen bundesweit Konzerte in 50 Städten auf dem Programm. Zeit auchfür Leisegang, die Vergangenheit Revue passieren zu lassen. «Ichhalte es für ein Geschenk, dass die Band immer noch besteht und vorPublikum spielt. Darüber bin ich echt glücklich.» Leisegang schätztes so ein: «Wir haben die große Chance gehabt, Krisen in Kreativitätumzumünzen.»

Chancen, die er gern gehabt hätte? Unerwartet gesteht der Autorpoetischer Texte und Komponist leiserer Songs ein: Wäre er heute 16oder 18 Jahre alt, würde er sich bei einer Castingshow mit einemeigenen Song bewerben. «Grundsätzlich ist ja so etwas nicht doof.Doof ist es dann, wenn sich die Medien daran ergötzen.»

Er selbst war einmal bei einem Casting an einer Musikschule dabei.Damals ging es nicht um einen Plattenvertrag, sondern um dieTeilnahme an einem Kurs für Singersongwriter. Er hatte einenKeimzeit-Song zur Gitarre gespielt. «Und damit war ich im Kurs.»