Bühne Bühne: Opernsängerin Martha Mödl gestorben

Stuttgart/dpa. - In den50er und 60er Jahren zählte sie bei den Bayreuther Festspielen zu denherausragenden Künstlerinnen.
Fast 60 Jahre lang dauerte die Bühnenkarriere von Martha Mödl. AnsAufhören mochte sie lange nicht denken. «Ich hasse nichts so sehr,als wenn sich alte Sängerinnen verabschieden. Ich verschwinde einesTages einfach, Amen», hatte sie kurz vor ihrem 85. Geburtstag ineinem Interview gesagt. Sie debütierte relativ spät, mit 30 Jahren,als Hänsel in Humperdincks Märchenoper. Lange gehörte Mödl zumEnsemble der Staatsopern in Hamburg, München und Stuttgart und derDeutschen Oper Berlin. Oft war sie als Gastsängerin in Wien inWagner-Partien oder in Bizets «Carmen», aber auch in Verdis «Macbeth»oder «Don Carlos» zu hören.
Die Sängerin wechselte vom Mezzo in den dramatischen Sopran undzeitweise in den Alt. In der Nachkriegszeit wurde sie zum Inbegriffder modernen Sänger-Darstellerin in Wieland Wagners Neu-Bayreuth.Kritiker lobten die Wahrhaftigkeit ihres Ausdrucks. «Mich haben immerdie Figuren interessiert, mehr als alles andere, obwohl es mirnatürlich nicht egal war, wenn eine Note misslang», sagte sie vonsich selbst. Vor allem als Wagner-Sängerin, aber auch in anderenPartien, feierte Mödl Erfolge an der New Yorker MET, dem LondonerCovent Garden oder der Mailänder Scala.
«Früher habe ich geglaubt, Sterben auf der Bühne, dass müssteschön sein. Aber für die Leute wär es wohl furchtbar», hatte Mödl voretwa einem Jahr in einem Interview gesagt. Anders als andereOpernsängerinnen hatte die Sängerin keine Scheu, über ihr Alter zusprechen. Sie wisse zwar nicht, «ob man ein Singen mit 89 Jahren denLeuten zumuten kann», sagte, aber ein bisschen Koketterie war sicherdabei, denn in der Premiere von Tschaikowskys Oper «Pique Dame» umLiebe, Tod und Kartenspiel war sie im Mai 1999 heftig umjubeltworden.
Peter Jonas, der Intendant der Bayerischen Staatsoper, würdigteMartha Mödl am Montag als «Vorbild für ganze Sängergenerationen».Kaum eine Künstlerin habe sich mit solcher Kompetenz und Hingabe derzeitgenössischen Musik gewidmet. «Martha Mödl war fast 60 Jahre langeine der ganz großen Ikonen der Opernwelt», sagte Jonas.