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Buchvorstellung Buchvorstellung: Vom großen Vielleicht

Von Antonie Städter 16.03.2007, 17:35

Halle/MZ. - Miles, ein hagerer Typ, der sich in übergroßen Shorts lässig findet, gehört auf seiner Schule nicht gerade zur Coolness-Elite. Im Gegenteil: Er macht gar keine Anstrengungen, dazuzugehören - und genau das macht ihn verdammt sympathisch. Er lebt ein ruhiges Leben in der faden Florida-Provinz; mit netten Eltern, zwei, drei Bekannten in seinem Alter und - vor allem - mit einer Vorliebe für letzte Worte berühmter Persönlichkeiten.

Statt große Werke von großen Autoren zu lesen, verschlingt er deren Biographien - oft von hinten nach vorn - um irgendwann auf diese geheimnisvollen Worte zu stoßen, mit denen ihr Dasein ein Ende nahm und über die sich so wunderbar philosophieren lässt. "Und nun mache ich mich auf die Suche nach dem großen Vielleicht", soll der französische Dichter Francois Rabelais beim Sterben gesagt haben. "Ich will nicht warten, bis ich tot bin, mit meiner Suche nach dem großen Vielleicht", sagt Miles. Er zieht in ein Internat namens "Culver Creek" in Alabama.

Sein Zimmergenosse Chip, Mathegenie und Fan von Hochprozentigem, führt ihn in das aufregende Leben der Außenseiter von Culver Creek ein. Dazu gehören besonders jene Sachen, die auf der Verbotsliste des Internats stehen: Rauchen und Trinken. Und den reichen Kids fiese Streiche spielen. Neben Chip und "Pummel", wie Miles aus Witz genannt wird, gehören Takumi aus Japan und Lara aus Rumänien zu der Clique. Und die quirlige, manchmal beunruhigend betrübte Alaska, laut Pummel das "heißeste Wesen, das die Welt je gesehen hat".

Er ist verknallt: "Wenn Menschen Niederschlag wären, wäre ich Nieselregen und sie wäre ein Hurrikan." Gemeinsam büffeln sie, feiern und schrammen immer wieder knapp am Schulverweis vorbei. Bis Alaska betrunken Auto fährt - und die Cliquen-Idylle Knall auf Fall ein Ende hat. Die Tragödie in der Geschichte kommt nicht überraschend. Von dem schrecklichen, unauslöschbaren Ereignis zeugen die zwei übergeordneten Kapitel, in die sie geteilt ist: "vorher" und "danach".

Davon ausgehend zählt Pummel die Tage herunter, bis es passiert - und summiert sie nach dem Vorfall. Und trotzdem quält Autor John Green die Leser seines beeindruckenden Debüts "Eine wie Alaska" mit der unerfüllbaren Hoffnung, dass Alaskas verworrenes Stimmungspotpourri nicht zu jenem Crash führen wird, der das Buch in jene zwei Hälften teilt. Wenn sich Pummel verzweifelt einzureden versucht, Alaska habe sich nur versteckt, da hofft auch der Leser, dass sie wenige Seiten weiter wieder quicklebendig auftaucht. Und nachdem er wahrzuhaben beginnt - wenigstens Alaskas letzte Worte zu erfahren.

Letztlich ist Pummel wie jeder Jugendliche auf der Suche nach dem großen Warum - und stößt auf das brennende Gefühl der Liebe. Wenn er über letzte Worte und den Sinn von Leben und Tod nachdenkt, dann lässt der New Yorker Schriftsteller, der selbst letzte Worte sammelt, ihn das mit einer Intelligenz und Intensität tun, die mitreißt. Und ermuntert die jungen Leser dazu, eine eigene Antwort auf die Sinnfrage zu finden.