1. MZ.de
  2. >
  3. Kultur
  4. >
  5. Buchstabenmuseum: Buchstabenmuseum: Neue Heimat für ausrangierte Buchstaben

Buchstabenmuseum Buchstabenmuseum: Neue Heimat für ausrangierte Buchstaben

Von Ines Alwardt 16.11.2010, 08:49
Die Museumsgründerinnen Anja Schulz (l.) und Barbara Dechant vom Buchstabenmuseum in Berlin. (FOTO: DPA)
Die Museumsgründerinnen Anja Schulz (l.) und Barbara Dechant vom Buchstabenmuseum in Berlin. (FOTO: DPA) dpa

Berlin/dpa. - Zu DDR-Zeiten prangte das zwei Meter große «M»auf den Markthallen am Alexanderplatz. Den roten Hertie-Schriftzugversenkten Ex-Mitarbeiter nach der Firmenpleite in der Spree: Alszwei von 500 Initialen und Schriftzügen stehen die beidenLeuchtreklamen jetzt im Schaudepot des künftigen Buchstabenmuseums.Aus der Sammlung soll in den kommenden Jahren ein Museum werden. SeinZiel: Historische Schriften erhalten - und ein Stück Stadt- undDeutschlandgeschichte bewahren.

Vor fünf Jahren hatten Kommunikationsdesignerin Barbara Dechantund ihre Kollegin Anja Schulz vom Berliner Stadtmuseum die Idee fürdas Museum. Die beiden Buchstabensammlerinnen gründeten einen Verein,drei Jahre später bezogen sie mit 50 Initialen ihr erstes Schaudepot.Inzwischen hat sich die Sammlung verzehnfacht. Nicht nur Deutsche,auch Finnen, Japaner, Russen und Amerikaner kommen in die Karl-Liebknecht-Straße, um die Ausstellung zu sehen. Viele von ihnen sindKunstliebhaber, Typografen, aber auch Designer und Menschen, die mitden Schriftzügen persönliche Erinnerungen verbinden.

An der Wand lehnt das historische «H« des damaligen Haupt- undheutigen Ostbahnhofs. Das Wort «Funk« erinnert an die Zeit derdeutschen Teilung, es gehörte einst zu dem Namen: «DeutscherDemokratischer Rundfunk«. Jahrzehnte lang prangte der Neonschriftzug«Zierfische« über einem Fischgeschäft am Frankfurter Tor - heute ister ein Beispiel für die Konsumgeschichte Deutschlands. «Früher standan den Geschäften geschrieben, was man dort kaufen konnte«, sagtBarbara Dechant. «In den Siebzigern kamen die Firmennamen, und heuteliest man nur noch die Namen von Unternehmensketten.«

Das Repertoire der Ausstellung spiegelt auch die wirtschaftlichenEntwicklungen. Namen wie «Wertheim«, «Karstadt», «Hertie» und«Quelle» fristen auf den 300 Quadratmetern im Berlin Carré ihr Daseinnach den Firmenpleiten. «Den Quelle-Schriftzug hat uns die Firmaüberlassen, noch bevor die Mitarbeiter wussten, dass der Konzernpleite war», berichtet Dechant.

Anders als das 1996 in Las Vegas gegründete Neon-Museum, das sichauf Leuchtreklamen spezialisiert hat, finden sich im BerlinerSchaudepot Schriftzüge aller Art: «Wir sind das erste Museum, das dieBuchstaben bewahren und ihre Geschichte erzählen will», sagt AnjaSchulze. Mit dabei ist auch eine Berühmtheit von der Kino-Leinwand:Das weiße zersprengte «E« aus Pappmaché fällt kaum auf zwischen denbunten Logos und meterhohen Buchstaben. «Dabei ist es unserFilmstar», sagt Dechant. Es zierte das Kino in Quentin TarantinosFilm «Inglourious Basterds», das in die Luft gesprengt wurde.

Service:
Schaudepot des Buchstabenmuseums, Öffnungszeiten: Donnerstag bisSamstag jeweils von 13.00 bis 15.00 Uhr

Buchstabenmuseum: Karl-Liebknecht-Straße 13, 10178 Berlin