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Buchmesse Buchmesse: Sexy Schmöker für die spezielle Kundschaft

Von Sophia-Caroline Kosel 14.03.2007, 08:22
Die Geschäftsinhaberin des Buchladens «Übersinnlich» in Leipzig, Nadin Thunack, präsentiert eine Auswahl ihres Buchangebotes. (Foto: dpa)
Die Geschäftsinhaberin des Buchladens «Übersinnlich» in Leipzig, Nadin Thunack, präsentiert eine Auswahl ihres Buchangebotes. (Foto: dpa) dpa-Zentralbild

Leipzig/dpa. - «Schon seit Jahren spukt mir eine eigene Buchhandlung im Kopf»,berichtet sie. «Aber als kleiner Laden muss man sich spezialisieren.Sonst kann man mit den Großen nicht mithalten.» Mit dieser Erkenntnisist die Besitzerin des Ladens «Übersinnlich» in der BuchmessestadtLeipzig nicht allein: Ob Frauenbücher, Krimis oder linke Literatur -viele kleine Buchhändler haben sich Nischen gesucht.

«Der Konzentrationsprozess im Sortimentsbuchhandel hat imvergangenen Jahr an Fahrt gewonnen und wir denken, dass er noch nichtzu Ende ist», sagt Claudia Paul, Sprecherin vom Börsenverein desDeutschen Buchhandels. Der Umsatzanteil der Buch-Filialisten stiegvon 13 Prozent im Jahr 2000 auf nun 20 Prozent; Tendenz weitersteigend. Marktforscher gehen davon aus, dass im Jahr 2010 rund 29Prozent des Umsatzes von den großen Buch-Ketten erzielt werden.

«Die Chance kleiner Buchläden liegt darin, sich zuspezialisieren», sagte Paul. «Sie müssen etwas anbieten, was dieLeser in großen Häusern nicht bekommen.» Auch der persönliche Kontaktsei ein wichtiges Kriterium. «Der Buchhändler um die Ecke ist wie einguter Freund, der einem Bücher empfiehlt.»

Er habe einige Kunden, die eine persönliche Beziehung zu ihmschätzen, berichtet Sven Conrad, Chef im «Casa Libri». Wenige hundertMeter vom «Übersinnlich» entfernt bietet der promovierte Archäologein einem frisch sanierten Gründerzeithaus auf 30 Quadratmeternausgewählte Belletristik, Lyrik, Kinder- und Hörbücher sowieKunstpostkarten, Lesezeichen und hochwertige Notizbücher. «Es sollnicht die Allerweltsbuchhandlung sein», sagt er. «Ich kann nur einganz spezielles Interesse bedienen. Das ist einerseits eine Chance,andererseits ein Problem: Man spricht damit nur eine eingegrenzteKundschaft an.»

Eines der Hauptprobleme der Kleinen in der Branche ist dieWerbung. «Sie ist extrem teuer», sagt die Erotikbuch-Händlerin, dievor allem auf Mund-zu-Mund-Propaganda setzt. «Wir haben nicht soviele finanziellen Möglichkeiten wie die Großen», sagt Conrad. Zudemkönnten die Großen ihre Marktmacht ausnutzen und bei den VerlagenRabatte aushandeln. «Zusätzlich müssen wir uns noch gegen den Buch-Verkauf im Internet behaupten», sagt Conrad, der im November 2005 als«Self-Made-Man» zum Buchhändler umsattelte.

In Fußnähe zu mehreren großen Filialisten hat in Specks Hof die«Connewitzer Verlagsbuchhandlung» ihr Domizil. Auf zwei Etagen findendie Kunden dort in großen Holzregalen deutschsprachige Belletristikund eine große Auswahl englischsprachiger Werke sowie Gay-Literatur,das verlagseigene Programm und Schallplatten mit Musik aus demeinstigen Ostblock. «Wir versuchen, nicht das zu tun, was die Großenmachen», sagt Inhaber Peter Hinke, der sich 1990 als Buchhändlerselbstständig machte.

In den Laden und die nahe gelegene Filiale «Wörtersee» kämenvorwiegend Studenten und Bildungsbürgertum. «Vor allem im Sommer sindauch die Touristen wichtig», sagt der 40-jährige Hinke, der aucheinen Verlag hat. «Der Verlag ist für uns wie Werbung. Wir hätten nieGeld, Anzeigen im größeren Stil zu schalten.» Auf den Druckpressendürfen auch Studenten der nahen Hochschule für Grafik und Buchkunstkleine Werke produzieren. Die Heftchen oder Plakate gibt es dann im«Wörtersee» zu kaufen. Und trotz seines Ideenreichtums meint Hinke:«Bei uns geht es am Ende des Jahres immer darum, das nächste Jahr zuerreichen.»

Besucher stehen am Eröffnungstag der Leipziger Buchmesse an einer Bücherwand der Verlagsgruppe Droemer Knaur aus München. (Archivfoto: dpa)
Besucher stehen am Eröffnungstag der Leipziger Buchmesse an einer Bücherwand der Verlagsgruppe Droemer Knaur aus München. (Archivfoto: dpa)
dpa-Zentralbild