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Bond Girls Bond Girls:

Von Michael Ossenkopp 05.10.2012, 17:12

Halle (Saale)/MZ. - Sie tragen scharfe Outfits und scharfe Waffen, sind verführerisch und gefährlich – manchmal ein wenig naiv aber oft auch sehr intelligent. Gleich im ersten 007-Film setzte die blonde Ursula Andress den Maßstab, als sie in der Rolle der Muschelfischerin Honey Rider in einem knappen weißen Bikini dem Meer entstieg. Seither gehören „Bond-Girls“ zum festen Bestandteil aller Abenteuer des Agenten mit der Doppelnull.

So unterschiedlich die mehr als 50 Frauen an Bonds Seite auch waren, so haben sie doch eines gemeinsam: Sie sind wunderschön und erliegen früher oder später seinem Charme. Als bisher einzige Deutsche ergatterte 1967 Karin Dor die „begehrteste Nebenrolle der Welt“.

Gerade in den frühen Bond-Filmen - der erste hieß „007 jagt Dr. No“ und startete am 5. Oktober 1962 - war der Name der Frauen oft zweideutig und gab schon einen subtilen Hinweis auf mögliche erotische Eigenschaften. Sie hießen Kissy, Bambi, Plenty, Chew Mee oder Goodnight, Goodhead, Lisl von Schlaf; eine trug den nahezu pornografischen Namen Pussy Galore. Im prüden Amerika wollte man sie 1964 in „Kitty“ umbenennen.

Die wirtschaftlich erfolgreichste und zeitlich am längsten andauernde Kinofilmreihe hat sich gewandelt. Während des Ost-West-Konflikts kämpfte der Geheimagent Ihrer Majestät gegen die atomare Bedrohung, seit Glasnost und Perestroika setzt er sich mit international agierenden Terroristen auseinander. Die Welt muss er immer noch retten.

Pro Film standen 007 zwei bis vier Girls zur Seite. Der Schriftsteller Roald Dahl, der das Skript für „Man lebt nur zweimal“ verfasste, verriet 1967 in einem Playboy-Interview die „girl formula“ der Bond-Filme. Danach gibt es lediglich drei festgelegte Frauenrollen: Das gute Mädchen, das schnell von der gegnerischen Seite umgebracht wird, die Böse, die auf Bond angesetzt ist, ihm nicht widerstehen kann und ebenfalls einen „möglichst originellen“ Tod findet und schließlich das gutherzige Girl, das in Bonds Armen mit einem schmachtenden „Oh, James“ das Happy-End erleben darf. Dieses Muster kehrt in leicht abgewandelter Form immer wieder.

Einen ähnlichen Kultstatus wie die Strandszene mit der Schweizerin Andress hat Shirley Eatons Ende in „Goldfinger“ erlangt. Als Jill Masterson muss sie ihre Hilfe für Bond mit dem Leben bezahlen – sie erstickt an einem Ganzkörper-Goldlacküberzug. Obwohl sie nur rund drei Minuten zu sehen war, schaffte sie es auf das Titelblatt des „Life Magazine“. Eine derartig große Publicity wurde nicht allen Bond-Girls zuteil, für einige der ehemaligen Models und Schönheitsköniginnen war der Ruhm neben dem bekanntesten Geheimagenten der Filmgeschichte nur kurz, aus dem Sprungbrett zur großen Karriere wurde eine Sackgasse.

Beispielsweise für Daniela Bianchi, die 1963 in „Liebesgrüße aus Moskau“ die russische Dechiffrier-Spezialistin Tatiana Romanova spielte. Die „Miss Rom 1960“ und Zweite der Miss-Universe-Wahlen im gleichen Jahr zog sich bereits 1968 aus dem Filmgeschäft zurück. Auch die Schwedin Britt Ekland (Mary Goodnightaus „Der Mann mit dem goldenen Colt“, 1974) dreht keine Filme mehr, ebenso wie ihre Landsfrau Maud Adams, die gleich in zwei Bond-Filmen vor der Kamera stand, 1974 und 1983 als titelgebende Schmugglerin in „Octopussy“. Wenig Erfolg bescherte die Bond-Rolle Denise Richards, die 1999 in „Die Welt ist nicht genug“ für ihre Darstellung der Dr. Christmas Jones – trotz knapper Shorts und engem T-Shirt – mit der „Goldenen Himbeere“ als schlechteste Nebendarstellerin bedacht wurde. Tanya Roberts war ein Ex-Playmate und bekannt aus „Drei Engel für Charlie“, als sie 1985 „Im Angesicht des Todes“ neben Roger Moore auftrat. Sie ließ ihre Haare blondieren und beeindruckte lediglich mit durchsichtigen Gewändern, zuletzt sah man sie in der Sitcom „Die wilden Siebziger“.

Auch Maryam d'Abo, die Kara Milovy in „Der Hauch des Todes“ (1986) blieb der ganz große Durchbruch versagt. Sie ist aber noch im Geschäft und stand 2009 für die Neuverfilmung von „Das Bildnis des Dorian Gray“ vor der Kamera.

Andere ehemalige Bond-Girls waren erfolgreicher. Honor Blackman, die Pilotin Pussy Galore aus „Goldfinger“, hat in mehr als 100 Filmen und TV-Serien mitgespielt. Vor dem Bonddreh war sie in der Serie „Mit Schirm, Charme und Melone“ zu sehen. Später übernahm Diana Rigg als „Emma Peel“ darin die Hauptrolle. 1969 avancierte sie „Im Geheimdienst ihrer Majestät“ zum Bond-Girl und durfte 007 sogar heiraten. Als Teresa di Vicenzo fand sie einen schnellen Tod. 1994 erhob die britische Königin Rigg in den Adelsstand. Die 1973 noch recht unbekannte Jane Seymour wurde 1973 als übernatürlich begabte Solitaire für „Leben und sterben lassen“ besetzt. Nach einer gemeinsamen Nacht mit 007 verlor sie ihre Kräfte. Später spielte sie acht Jahre lang die Ärztin „Dr. Quinn“ in der gleichnamigen Fernsehserie.

Karin Dor kannten deutsche Zuschauer vor allem aus den Edgar-Wallace-Verfilmungen. Grace Jones war Sängerin, Model und Schauspielerin und bereits ein Star, als sie 1985 die Rolle der May Day in „Im Angesicht des Todes“ „ übernahm. Sie ist weiterhin als Sängerin auf Tournee.

Teri Hatcher war dem Publikum schon aus der Supermann-Serie als „Lois Lane“ ein Begriff, bevor sie 1997 in der Rolle der Paris Carver in „Der Morgen stirbt nie“ für Aufsehen sorgte. Am Set soll sie sich zickig verhalten haben. In den vergangenen acht Jahren gehörte sie zur Stammbesetzung der beliebten US-Serie „Desperate Housewives“. Die beiden Bond-Girls Izabella Scorupco (Natalya) und Famke Janssen (Xenia Onatopp) aus „Goldeneye“ haben sich als Schauspielerinnen ebenfalls etabliert. Sophie Marceau war bereits als Teenie in den „La Boum“-Komödien zu sehen, sie spielte neben Mel Gibson in „Braveheart“ und auch 1999 eine brillante Rolle als Elektra King in „Die Welt ist nicht genug“.

Eine Oscargewinnerin (2001 für die Hauptrolle in „Monster“s Ball“) war ebenfalls einmal Bond-Girl. Die von Halle Berry gespielte Jinx Johnson überzeugte 2002 in „Stirb an einem anderen Tag“ als kaltblütige Killerin. Ihr Auftritt in einem orangefarbenen Bikini erinnerte Kinobesucher an das legendäre erste Auftauchen von Ursula Andress. Dennoch wurde die Schweizerin 2006 von den Lesern des britischen Magazins „Empire“ zum besten Bond-Girl aller Zeiten gewählt. Ob ihr diesen Titel Bérénice Marlohe als Severin oder Naomie Harris als Eve aus dem neuen Bond-Film „Skyfall“ (Premiere am 23. Oktober) streitig machen können, bleibt abzuwarten.