Biografie Biografie: Senta Berger gibt Einblicke

München/dpa. - Es war die Zeit, als sie beide noch einmal versuchten,in Los Angeles Fuß zu fassen, erzählt die Schauspielerin in ihrenErinnerungen «Ich habe ja gewusst, dass ich fliegen kann». Doch einProjekt mit dem großen Orson Welles («Citizen Kane») scheiterte amGeld, und die Arbeit ihres Mannes in einer Klinik war zu Ende.
«Wir hatten beide Heimweh. Auch Sehnsucht nach unseren Eltern. Sobeschlossen wir in diesem paradiesischen Garten in Bel Air, nachEuropa zurückzukehren.» An dieser Stelle ist der Leser schon fast amEnde von Senta Bergers Lebensrückblicken. Die letzten rund 30 Seitenspielen in Italien, wo sie ihre internationale Filmkarriere mitgroßem Erfolg fortsetzte, und - natürlich - in Salzburg. An der Seitevon Curd Jürgens war sie bei den Festspielen sieben Jahre lang dievom Publikum gefeierte und geliebte Buhlschaft im «Jedermann».
Die Premiere 1974 geriet jedoch zu einem Wettlauf mit dem Tod.Mit heftigen Schmerzen wurde Berger auf den Armen ihres Mannes indie Notaufnahme getragen - Diagnose: Bauchhöhlenschwangerschaft. «Eswar eine Operation auf Leben und Tod.» Für Senta Berger sprangChristiane Hörbiger ein, die schon einige Jahre vorher die Rolle inSalzburg gespielt hatte - mit Ernst Schröder als Jedermann. «Imnächsten Jahr war ich wieder und eigentlich zum ersten Mal "dieBuhlschaft". Die Erde. Die Sinnlichkeit. Das Leben.» Auch, wenn eswieder knapp war: Auf dem Weg zur Premiere fing ihr Auto Feuer.
Es sind nicht die großen Linien, die Bergers Buch zu einer rundumvergnüglichen Lektüre machen. Es sind die kleinen Dinge, die inkeinem Prominenten-Nachschlagewerk stehen. Nach dem Tod ihrer Muttervor fünf Jahren habe sie angefangen, ihre Erinnerungen für ihre zweiSöhne aufzuschreiben, sagt die Schauspielerin. «Aber vielleicht auchfür mich.» Doch schon bald sei daraus ein Auftrag für ein Buchgeworden. «Ich habe mich dabei ganz auf meine Erinnerungen verlassen.Es war kein Paket, das ich mit mir herumgeschleppt habe», sagt SentaBerger. «Es war eine Freude.» Und die empfindet auch der Leser.
«Es wäre schön, wenn sich Menschen wiederfinden», sagt die in Wiengeborene und seit Jahren in München lebende Darstellerin, die am 13.Mai 65 Jahre alt wird. Alle, die das Theater und den Film lieben,finden sich auf jeden Fall wieder. Zusammen mit den kürzlicherschienenen Erinnerungen ihres Mannes («Paul, ich und wir»), Sohndes großen Schauspielers und Regisseurs Paul Verhoeven, sind beideBücher eine Fundgrube. Sie erzählen von Menschen und einer Welt, andie sich viele mit großer Freude erinnern. «Ich hatte nur die Sorge,wen wird es außer mir interessieren.»
Senta Berger: Ich habe ja gewusst, dass ich fliegen kann; Kiepenheuer & Witsch; 400 S., Euro 19,90; ISBN 3-462-03679-3