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Berliner Filmfestspiele 2016 Berliner Filmfestspiele 2016: Meryl Streep wird Jury-Präsidentin bei der Berlinale

Von Harald Jähner 14.10.2015, 11:28
Schauspielerin Meryl Streep wird Jury-Präsidentin der Berlinale 2016.
Schauspielerin Meryl Streep wird Jury-Präsidentin der Berlinale 2016. REUTERS Lizenz

Die leidige Frage nach dem Staraufgebot der Berlinale, jedes Jahr aufs Neue mit bohrendem Interesse von Leuten gestellt, denen die Filmkunst so egal ist wie nur irgendwas, kann für das kommende Jahr fürs Erste mit einem triumphierenden Lächeln beantwortet werden: Präsidentin der Wettbewerbsjury wird Meryl Streep. Damit ist ein internationaler Superstar gefunden, auf den diese doofe Vokabel nun wirklich nicht passt.

Sie ist es, und ist es doch nicht, denn Meryl Streep hat es in den vier Jahrzehnten einer glanzvollen Karriere geschafft, mit ihren schauspielerischen Mitteln hauszuhalten wie kaum jemand sonst. Sie ist eine Meisterin der Untertemperierung, des knappen Lächelns, der geringen Gebärde, der leisen Stimme. Super, auftrumpfend ist an ihr gar nichts. Umso größer ist ihre Wirkung.

Unvergesslich ist schon eine ihrer ersten Kinorollen. In Michael Ciminos Vietnamfilm „The Deer Hunter“ („Die durch die Hölle gehen“) aus dem Jahr 1978 spielt sie die Supermarktkassiererin Linda, die gleich zwei nach Vietnam eingezogene Soldaten liebt, beide allerdings auf beeindruckend zurückhaltende Weise. Dass sie in diesem von extremen Gewalt- und Angstszenen geprägten Film mit ihrer unentschlossenen, stillen Linda derart im Gedächtnis bleiben konnte, zeugt von einer schier unfassbaren Leinwandpräsenz. Und so ging und geht es weiter.

Noch nie Präsidentin von irgendwas

Zur Zeit der Dreharbeiten zu Ciminos „Deer Hunter“ war Meryl Streep mit John Cazale zusammen, der den gern gehänselten Außenseiter der Gruppe spielte. John Cazale erhielt kurz vor dem Dreh die Nachricht, dass er unheilbar an Krebs erkrankt sei. Die Szenen mit ihm wurden zuerst gedreht; Meryl Streep pflegte ihn nach dem Film bis zu dessen Tod im Alter von 42 Jahren.

Die stets ein wenig mit ihrem Stolz kämpfende Schauspielerin wurde 1949 in New Jersey als Kind einer Grafikerin und eines Pharma-Unternehmers geboren. Zwei ihrer Ururgroßeltern, Gottfried Streep und Christiana Rosina, stammen aus dem württembergischen Loffenau. Bei der Berlinale war Meryl Streep zuletzt 2012, wo sie mit einem Goldenen Ehrenbären für ihr Lebenswerk ausgezeichnet wurde.

Sie sei fast ein wenig eingeschüchtert – so kommentierte sie ihre kommende Rückkehr nach Berlin. Schließlich sei sie noch nie Präsidentin von irgendwas gewesen. Dabei war sie schon Margaret Thatcher und Anna Wintour, stand auf der Bühne als Mutter Courage und ist ab Februar im deutschen Kino die Fin-de-Siècle- Frauenrechtlerin Emmeline Pankhurst. Das mit der Jury wird sie auch noch schaffen.