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Berlinale Berlinale: Jury zeigt sich politisch kämpferisch

05.02.2009, 12:32

Berlin/dpa. - Die Annahme, dass die größte Krise derzeit dieFinanzkrise ist, sei falsch, sagte die britische Schauspielerin amDonnerstag wenige Stunden vor der offiziellen Eröffnung derInternationalen Filmfestspiele Berlin. «Die Finanzkrise betrifft aberin erster Linie nur die Reichen», meinte Swinton. Es gebe jedoch nochganz andere Krisen in der Welt, wie zum Beispiel den Gaza-Konflikt.

«Niemand spricht über die Ärmsten der Armen, die wirklichbetroffen sind», sagte Jury-Mitglied Henning Mankell. «Ich klage dieMassenmedien der westlichen Welt an, schrecklich falsch über Afrikazu berichten. Wir erfahren nicht, wie die Menschen dort leben», sagteder schwedische Bestseller-Autor, der selbst zeitweise in Mosambiklebt. Die Fernsehzuschauer und Zeitungsleser in Europa erführen nurvon den Toten in Afrika.

Jurymitglied Christoph Schlingensief sagte, das Medium Film könnezur Aufklärung beitragen. «Wir können uns nicht pausenlos dirigierenlassen, wir müssen lernen, dass wir selber auch gestalten können. Dasist auch, was eine Filmkamera leisten kann», erklärte der Film- undTheaterregisseur.

Der siebenköpfigen Jury gehören auch die spanische RegisseurinIsabel Coixet («Elegy»), der Regisseur Gaston Kaboré aus BurkinaFaso, der US-Filmemacher Wayne Wang («Smoke») sowie die kalifornischeStarköchin und Cineastin Alice Waters an. Sie entscheiden über dieGewinner des Goldenen und der Silbernen Bären, die am 14. Februarvergeben werden. Im offiziellen Berlinale-Wettbewerb konkurrieren 18Regiearbeiten, darunter Filme aus Frankreich, Großbritannien,Dänemark, Argentinien, China, dem Iran und den USA.

«Ich habe absolut keine Erwartungen. Ich glaube, das sind diebesten Voraussetzungen», sagte die 48-jährige Swinton. Die Jury-Entscheidung sei ein «sehr subjektives Geschäft», meinte sie. «UnsereAufgabe ist nur, den Zuschauern zu sagen, was unser Herz angesprochenhat.»

In der Jury kämen ganz verschiedene Blickwinkel zusammen, sagteSchlingensief. «Ich glaube, wir sind ein gutes Team, wir haben unszwar erst kennengelernt. Wir haben noch nicht eine Nachtdurchgesoffen, aber das wird sicher noch kommen.»

Am Abend sollte das Festival im Berlinale-Palast am PotsdamerPlatz mit dem Bankenthriller «The International» von Tom Tykwereröffnet werden. Der außer Konkurrenz laufende Film erzählt mit dembritischen Schauspieler Clive Owen, der Australierin Naomi Watts unddem Deutschen Armin Mueller-Stahl in den Hauptrollen von denkriminellen Machenschaften einer internationalen Großbank.

Zwei deutsche Regisseure sind im Bären-Rennen: Hans-ChristianSchmid («Requiem») erzählt in dem Politdrama «Sturm» von derjuristischen Aufarbeitung der Kriegsverbrechen im ehemaligenJugoslawien. Maren Ade («Der Wald vor lauter Bäumen») ist mit dertragikomischen Beziehungsgeschichte «Alle anderen» im Wettbewerbvertreten. Birgit Minichmayr und Lars Eidinger spielen darin einungleiches Paar.