Berlin Berlin: «Wir haben lange nur über Fassaden diskutiert»

Berlin/dpa. - «Wir haben lange über Fassaden diskutiert - jetztmüssen wir endlich darüber sprechen, was das Humboldt-Forumsein soll und was dafür benötigt», sagte Flierl der DeutschenPresse-Agentur dpa.
Die Entscheidung, hinter den Schlossfassaden einen Begegnungsortmit den Weltkulturen zu schaffen, sei das anspruchsvollsteKulturprojekt Deutschlands zu Beginn des 21. Jahrhunderts -vergleichbar mit den «Grand Projets» Frankreichs wie dem CentrePompidou, der Nationalbibliothek oder dem Musée du quai Branly füraußereuropäische Kunst in Paris.
«Nicht der Abriss des Palastes der Republik oder dieFassadenentscheidung zugunsten des Schlosses, sondern die Entwicklungdes Humboldt-Forums als neuartige Institution des Wissens und derKulturen wird erweisen, ob die Bundesrepublik zu einem solchenProjekt überhaupt in der Lage ist», sagte Flierl.
Der frühere Berliner Kultursenator (2002-2006) hatte gegen denAbriss des DDR-Palasts der Republik opponiert. Seiner Ansicht sollteeine zeitgenössische Architektur für das Humboldt-Forum gewähltwerden. «Mit meinem heutigen Engagement bin ich keineswegs vom Sauluszum Paulus geworden. Ich respektiere die Mehrheitsentscheidung desBundestages. Mich interessiert aber mehr als nur die Fassade», sagteder Linke-Politiker, der auch stadtentwicklungspolitischer Sprecherseiner Fraktion im Berliner Abgeordnetenhaus ist. Der Nachbau derBarock-Fassade sei dennoch ein Zeichen des heutigen konservativenZeitgeistes.
Mit der Ausrichtung auf das Erbe von Alexander und Wilhelm vonHumboldt könne das Forum einen Beitrag zur Versöhnung von Ost undWest leisten. «Wenn aber der Eindruck entsteht, dass das Projekt nurdie Krücke war, um den Palast der Republik abzureißen und sich diePolitik nur mit einem Fassaden-Schloss begnügt, würden die altenGräben wieder aufbrechen.» Aus einem rein baulich betriebenen Projektmüsse nun ein Vorhaben der Kultur- und Wissenschaftspolitik werden.
Unerlässlich sei die sogenannte «Agorá» als Debattenraum. «Ohnedie Agorá macht das Humboldt-Forum keinen Sinn.» Hier könne dasPublikum die weltweit wichtigen Lebensfragen mit Intellektuellen,Wissenschaftlern und Künstlern erörtern. Für die Agorá werde aber eineigener Intendant und ein eigenes Budget benötigt.