Berlin Berlin: Armin Petras inszeniert eine Art «Homo faber 2.0»

Berlin/dpa. - Nun gibt es eine neueInterpretation dieses Klassikers der Nachkriegsliteratur. Das Stück«Ödipus auf Cuba» nach Motiven des Romans bekam bei seinerUraufführung am Mittwochabend im Berliner Maxim Gorki Theaterkräftigen Beifall. Inszeniert hat das «Endzeitdrama» Armin Petras,der auch Intendant der Bühne ist. Zum Teil stürmisch war der Applausfür Hauptdarsteller Peter Kurth, der den Ingenieur Walter Faberspielt, sowie für Julischka Eichel als seine Tochter Sabeth.
Petras hat eine Art «Homo faber 2.0», eine aktuelle Fassung derinzestuösen Liebesgeschichte geschaffen, inspiriert von den beidenÖdipus-Tragödien des Sophokles. Als erzählerische Klammer dient eineZigarren schmauchende Schauspieltruppe auf Kuba. Im Programmheft wirdzwar die Finanzkrise aufgegriffen, die aktuellen Bezüge in «Ödipusauf Cuba» sind aber nicht aufdringlich. Mal ist von einer «E-Mail-Nummer» oder von Weltmusik und Praktikum die Rede. Elemente desKlassikers von 1957 sind bei diesem lebendigen Theater, bei demOrangen gegessen werden, Schutt herunterprasselt und Pop aus denBoxen dröhnt, durchaus erkennbar.
Der Inhalt: Faber verlässt seine Freundin Ivy (Maria Simon),stürzt mit dem Flugzeug ab, verliert seinen besten Freund, lernt beieiner Schiffspassage die junge Sabeth kennen und schläft mit ihr,ohne zu wissen, dass er ihr Vater ist. Sabeth stirbt an einemSchlangenbiss. Faber wird krank. Bei Petras strandet er schließlichauf Kuba. Die Schauspieler wechseln von Erzähl- zu Dialogpassagen.Manchmal dürfen sie ihre Körperlichkeit voll ausleben, es gibt Tanz-und Musikeinlagen mit Gesang, Cello, Gitarren und Klavier. In einemContainer auf der Bühne (Kathrin Frosch) schlittert Faber unter demGelächter der Zuschauer auf seinem nackten Bauch durch die Szenerie,vorbei an Sabeth, beide in Unterwäsche und klatschnass.
Der mit Pause drei Stunden lange Abend punktet durch die großeSpielfreude seiner Akteure, besonders von Julischka Eichel, die 2007beim Theatertreffen als beste Nachwuchsdarstellerin ausgezeichnetwurde. Was sie aus der Rolle der Sabeth herausholt, ist stark. Zurrunden Ensembleleistung trugen außerdem Cristin König (Helen), JohannJürgens (Marvin) und Robert Kuchenbuch (Joachim) bei.
Das Gorki-Theater passt mit der Inszenierung zum übergreifendenTrend der Bühnen, Romane oder Novellen zu adaptieren. In Münchenbrachte Andreas Kriegenburg beispielsweise Franz Kafkas «Der Prozess»auf die Bühne. An Petras' Haus waren bereits Klassiker wie «DerZauberberg», «Anna Karenina» und «Der Schimmelreiter» sowie derBestseller «Fräulein Smillas Gespür für Schnee» zu sehen.