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Berend-Lehmann-Museum Halberstadt Berend-Lehmann-Museum Halberstadt: Der Kurfürst lässt restituieren

Von Andreas Montag 02.10.2001, 15:18

Halberstadt/MZ. - 1986 ist es abgerissen worden, allein dassteinerne Portal und die Umrisse des Hausessind nunmehr als Denkmal erhalten. Auch diesist eine Linie: der Verfall, die Zerstörung,der "Rückbau" von Geschichts-Zeugnissen zuZeiten der DDR. So ist das heutige Berend-Lehmann-Museum,"das ehemalige jüdische Frauenbad", im Jahr1950 durch die Gebäudewirtschaft Halberstadt"einer Wiederverwendung zugeführt worden".Will heißen, man hat eine Wohnung eingebaut.Juden gab es ja keine mehr in Halberstadt,1942 waren alle verbliebenen Mitglieder derGemeinde deportiert worden.

Ein Wunder ist nur, dass man beim Umbau desHauses das in den Boden des Kellers eingelassene,geflieste Bad nicht zerschlagen, sondern erhaltenhat - vielleicht aus Respekt, vielleicht ausBeklommenheit vor den noch nahen, schrecklichenEreignissen. Nun führt ein mit Holzplankenbelegter, stählerner Steg über den Kellerraum,jeder Schritt hallt laut. Wie eine Brückein die Vergangenheit mutet diese begehbareInszenierung an, und auch von hier fällt derBlick durch ein Fenster hinaus auf den Mauerrestder Synagoge.

So gehen von diesem Haus Brücken der Kulturaus, über die Zeiten hinweg, ohne dass manauch nur einen Moment über die barbarischenZeiten hinweg denken könnte. Kostbare Thorarollenund das Siegel des letzten Rabbiners der Gemeindewerden ausgestellt, auch ein Exemplar derTalmud-Ausgabe, die Berend Lehmann auf eigeneRechnung drucken und an Juden in Deutschlandverteilen ließ. Und es gibt die Fotowand:Erinnerungen, die Überlebende, ehemaligeHalberstädter Juden, dem Museum zur Verfügunggestellt haben. Steil richtet sich die Wandvor dem Betrachter auf. Sie zeigt Porträts,Familienidyllen, auch einen stolzen jungenMann in Uniform. Kinder, die von besorgtenEltern ins Ausland geschickt werden. Eltern,die zurück bleiben. Und, weit oben, leereRahmen.