Belletristik Belletristik: Leben und sterben im Altersheim

Berlin/dpa. - Held, 1962 im Westerwald geboren, ist ausgebildete Polizei-Hauptwachtmeisterin und studierte Ethnologie und Kunstgeschichte inHeidelberg. In ihrem Romanen schöpft sie aus dem Fundus, den ihr ihreberuflichen Tätigkeiten bereitstellen. So habe sie nach eigenenWorten «aus Geldnot und leidenschaftlichem Interesse» als Polizistin,in einer Kistenfabrik, bei einem rechtsradikalen Rechtsanwalt, ineiner Buchhandlung, als Sekretärin und in einem Altenheim gearbeitet.«Aber meine Liebe gilt eindeutig den sozial schwachen Menschen,Randgruppen und so weiter», betonte sie in einem Interview.
1999 erschien ihr Roman «Die Baumfresserin», mit «Hesters Traum»(2001) wurde sie nach Klagenfurt zum Wettbewerb um den Ingeborg-Bachmann-Literatur-Preis eingeladen. «Das Zimmermädchen» von 2003wurde für das ZDF verfilmt. Für ihr schriftstellerisches Schaffenerhielt sie u.a. den Kunstpreis der Berliner Akademie der Künste fürLiteratur und den Koblenzer Literaturpreis. In ihrem aktuellen Romangeht es um Lotta, Mitte Zwanzig und ohne Ausbildung, die versucht,sich mit einem Job als Stationshilfe über Wasser zu halten. Nach undnach lernt sie und mit ihr der Leser Bewohner, Schwestern und Pflegerder Station kennen.
Der Roman ist vielschichtig, liest sich aber leicht. Heldschildert sowohl die Sorgen und Ängste der Stationsleitung Rosalindeals auch den Spaß und die Freude, die diesen Beruf ausmachen.Probleme werden auf fantasievolle Art und Weise gelöst. Leise klingtjedoch an, wie schlecht es um das Heim steht. Dennoch: Auf RosalindesStation geht es den Bewohnern gut, alle sind glücklich - soweit esihre Krankheiten zulassen. Selbst unter den Pflegern haben sich allegern und Selbstlosigkeit zieht am Ende sogar beim schwulen PartykönigIvy ein. Mit viel Humor und amüsanten Nebengeschichten beschreibtHeld wie kreativ Pflegearbeit sein kann - gerade in den Zeiten desGeld- und Personalmangels.
Annegret Held: Die letzten DingeEichborn, Berlin368 S., Euro 22,90ISBN 3-8218-5733-1