Bauhaus Dessau Bauhaus Dessau: Die goldenen Regeln des Herrn Yoshi Oida
Dessau/MZ. - Man glaubt,an einem Wunder teilzuhaben, denn was mansieht, lässt sich so einfach nicht erklären.
Im Rahmen der vierten BauhausBühnenWerkstattgab es in dieser Woche in Dessau ein Werkstattgesprächmit dem japanischen Darsteller und RegisseurYoshi Oida, der über seine Arbeit mit PeterBrook, über die Spiritualität seines Theatersund über den eigenen Weg zwischen den TheaterweltenEuropas und Asiens sprach.
Oida vereint wie kaum ein anderer Erfahrungender westlichen und fern-östlichen Theaterweltin seiner Person. Die Frage nach der Spiritualitätverbindet er mit einer Grundsatzfrage, dieda lautet: Warum und zu welchem Zweck macheich Kunst? Bei der Beantwortung dieser Fragehat er mit Peter Brook gelernt, zurück zuden Wurzeln darstellerischer Arbeit zu gehen.
Das hieß für ihn erst einmal die eigenen künstlerischenund kulturellen Erfahrungen möglichst weitin den Hintergrund zu drängen. Es galt dieerlernten schauspielerischen Ausdrucksmittelgenauso zu vergessen wie die eigene Sprache,denn mit Brook machten sich die Schauspielerauf die Suche nach einer Kommunikation zwischenBühne und Publikum. Oida beschreibt eindrucksvoll,wie viel Mut für einen Regisseur dazu gehört,die Mittel der Schauspieler so weit zu reduzieren;denn wenn es nicht gleichzeitig gelingt, diePhantasie des Zuschauers dabei zu wecken undproduktiv zu machen, stellt sich Langeweileein und die ist der Tod jeder Kunst.
Mindestens im gleichen Maße wie beim Regisseurist auch der Mut des Schauspielers gefordert,wenn von ihm verlangt wird, sich zurückzunehmen.Nichts verleitet mehr, als die erprobten handwerklichenMittel einzusetzen und mit dem Publikum zufraternisieren. Das ist Theateralltag, dochdas Publikum bleibt dabei passiv - es wirdunterhalten, es konsumiert. Peter Brooks willaus dem Theater wieder einen spirituellenRaum machen, in dem Bühne und Zuschauer gemeinsaman einer Aufführung arbeiten. Die Arbeit desSchauspielers besteht darin, die Imaginationsfähigkeitenseines Publikums anzuregen und zu erweitern.Die Zuschauerarbeit besteht in der Beobachtungder Schauspieler, um Raum und Handlung mitHilfe der eigenen Phantasie zu entwickeln.
Yoshi Oida und Peter Brook haben dieseArt von Theater auf einem langen Weg des Probierensund der Erforschung von Darstellungsmöglichkeitengesucht und gefunden. Natürlich stellte dasPublikum dieses Werkstattabends sich und Oidaimmer wieder die Frage, wie diese Art vonSpiritualität im Tagesbetrieb umzusetzen sei.Die Antwort Oidas: Es gäbe nur gutes und schlechtesTheater - und gutes Theater ist dann ebenauch spirituell.
Oida hat seine Erfahrungen mit Peter Brooksin seinem Buch "Zwischen den Welten" aufgeschrieben.Der Leser bekommt eine Ahnung von dem langenWeg, den ein Schauspieler gehen muss, um seineKunst bis zu der Höhe zu entwickeln, die derfast Siebzigjährige erreicht hat und mit derer weltweit ein gefragter Schauspieler, Regisseurund Lehrer geworden ist.