Bandgeburtstag Bandgeburtstag: Die Puhdys und der «Meilenstein»

Freiberg/ddp. - Die Form ist herausgearbeitet: 40 mal 40 Zentimeter im Querschnittund 90 Zentimeter hoch. Kampik arbeitet an einer Stele für dieRockgruppe Puhdys. Deren Bandgeburtstag wird jedes Jahr mit einemKonzert im Freiberger Tivoli gefeiert, zum «40.» in diesem Jahr sindes zwei Abende hintereinander.
Jetzt fehlen nur noch ein paar Buchstaben der Inschrift. Die Zeitdrängt, denn am Donnerstag (19. November) soll der Stein feierlichübergeben werden. Von der Form her erinnert er an die kursächsischenPostdistanzsäulen aus der Zeit von August dem Starken, doch stattWappen und Königs-Initialen trägt er auf vier Seiten den Namen derGruppe.
Seinen Zweck erfüllt der Meilenstein künftig als Hinweis auf einKapitel ostdeutscher Rockmusikgeschichte. Denn seinen Platz erhältdas Kunstwerk aus Postaer Sandstein vor dem Konzert- und BallhausTivoli in Freiberg. Hier im ehemaligen Kreiskulturhaus hatte dieGruppe am 19. November 1969 ihren ersten Auftritt.
«Puhdys-Fans aus ganz Deutschland betrachten unser Haus alsPilgerstätte. Das wollen wir auch den Besuchern der Stadt zeigen»,sagt Roland Säurich. Der Tivoli-Chef hat den Stein in Auftraggegeben, der seinen Platz neben einer 40 Jahre alten Eiche erhält.Der Baum wurde zum 25. Band-Jubiläum gepflanzt und überragt dasBallhaus längst. Doch an das damals angebrachte Schild kommt mannicht mehr heran. Deshalb wollte Säurich was Neues, «freibergtypischund poppig» zugleich. So hat Kampik nicht einfach einen Steinbehauen, sondern die Ratschläge der Stadt, eines Designers, desTheaters und vom Geldgeber berücksichtigen müssen.
Gedenken haben die Puhdys eigentlich nicht nötig. Dafür sind sieviel zu präsent im aktuellen Musikgeschehen. Ihr Terminkalender imJubiläumsjahr ist voll. Aber eine andere Ehre fände Gitarrist undSänger Dieter Hertrampf, genannt Quaster, nicht schlecht: «Wir sindreif fürs Guinness-Buch der Rekorde. So viele Veröffentlichungen wiewir dieses Jahr haben, hat bestimmt keine andere Band hingekriegt.»Und Quaster zählt auf: das Album «Abenteuer», die DVD «Kultband desOstens», ein Sammelalbum und ein Buch zum 40., Ausstellungen auf derBurg Storkow und in Glauchau, die zweite Ostrock-Klassik-CD, dieerste Akustik-Live-CD. Eine DVD vom Auftakt des Jubiläumsjahres inder Berliner O2-Arena sei noch geplant.
Trotzdem bleibt der 19. November in Freiberg einer der wichtigstenTermine. «Es ist schließlich unsere Geburtsstadt`», sagt KeyboarderPeter Meyer. Solange es das Tivoli gebe, werde man zum Jahrestag dortauftreten. Auch Säurich ist nicht bange um die Zugnummer: «Die Puhdysspielen bis zur Rente, aber sie sind ja erst 40!»
Säurich schätzt, zum Jubiläumskonzert kommen jeweils zur Hälfteeinheimische und von weiter her anreisende Fans. Altersmäßig sprichtSäurich von einem «Phänomen Puhdys». Die Gruppe vereine mittlerweileschon drei Fan-Generationen. «Es gibt Familienausflüge, wo der Opafür Kinder und Enkel die Karten zum Jubiläumskonzert bezahlt!»
Alt und Jung müssen sich wohl auf einen langen Abend und einekurze Nacht einstellen. Das Konzert beginnt um 21.00 Uhr und solleinige Überraschungen bereithalten. Doch weder der Tivoli-Chef nochdie Puhdys lassen sich Genaueres entlocken.
Nach dem Geburtstag geht es ab Ende November bis Jahresende straffmit Liveauftritten weiter. Auch im kommenden Jahr sind laut Quaster«Konzerte, Konzerte, Konzerte» angesagt. An ihrer oft postuliertenAbsicht, einmal live mit den Rolling Stones zu spielen, halten diePuhdys fest. Es müsse ja nicht in Peking sein, wenn die Stones schondort waren. «Dann von uns auch Shanghai», sagt Quaster.