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Ballett im Opernhaus Ballett im Opernhaus: In Halle wird wieder Schwanensee getanzt

Von Manuela Schreiber 30.11.2014, 20:45
Ayana Kamemoto in der Rolle der Odette
Ayana Kamemoto in der Rolle der Odette Anna Kolata Lizenz

Halle (Saale) - Es gibt kein Ballett, mit dem sich so klare Vorstellungen und Bilder verbinden wie Pjotr Tschaikowskis „Schwanensee“. Vielen gilt dieses 1877 uraufgeführte Tanzmärchen als die Verkörperung des Balletts an sich. Die zum ersten Mal für ein Handlungsballett sinfonisch auftrumpfende Musik, das romantisch tragische Sujet, die tänzerischen Höchstleistungen, die Marius Petipa 1895 für die Inszenierung am Peterburger Mariinski-Theater auf diese neue Art Ballettmusik choreografierte und nicht zuletzt der Anblick von 32 Tänzerinnen in strahlend weißen Tutus haben sich ins kollektive Gedächtnis eingebrannt.

Tor zu eigenen Sichten

Bis in der Gegenwart jedoch ist gerade dieses Ballett ständigen Neubetrachtungen unterworfen. Da von Beginn an keine fest umrissene Choreografie existierte, stand jeder Generation das Tor zu eigenen Sichten weit offen. Davon hatte schon 1999 Ralf Rossa an der Oper in Halle kräftig Gebrauch gemacht. Seine Interpretation zeigt die zerstörerische Beziehung eines durch den Tod seiner Jugendliebe (Odette) traumatisierten Prinzen zu seiner Erzieherin, die durchaus auch als Mutterfigur gesehen werden kann. Die Traumwelt, in die er sich flüchtet, ist der Schwanensee.

Doch seine unstillbare Sehnsucht nach einer reinen Beziehung zu seiner Geliebten in Gestalt des Schwanenmädchens kippt wieder und wieder in den gleichen Albtraum. Als seine Freunde ihn auf einem Fest mit einer jungen Frau (Odile) bekannt machen, die jener Unerreichbaren ähnelt, scheint das Glück des jungen Mannes nahe. Wäre da nicht die eifersüchtig an ihm festhaltende Erzieherin, die seine Ängste schürt, bis er endlich gereift und ernüchtert erwacht.

Traumwelt Schwanensee

Was vor fünfzehn Jahren das Publikum nicht nur aus Halle faszinierte, funktionierte nun auch bei der Wiederaufnahme-Premiere Samstag im ausverkauften Opernhaus aufs Prächtigste - sogar ganz und gar ohne wippende Tutus! Das fast durchgängig neue Ensemble hat sich die teils üppige, teils akrobatisch herausfordernde Choreografie zu eigen gemacht. Da teilte sich in jeder Szene, mochte sie klassisch-strahlend oder ironisch-gebrochen sein, große Tanzlust mit. Die selbstbewusste Weiblichkeit von Denis Dumröse als Erzieherin zeigte überzeugend deren dämonische Anziehungskraft. Im Gegensatz dazu offenbarten Ayana Kamemoto (Odette) und Hyona Lee (Odile) mit elfenhafter Zartheit und tänzerischer Meisterschaft perfekt die träumerisch-schwelgerische Seite des Weiblichen.

Bewundernswürdige Souveränität

Martin Buczkó als Prinz, der die Rolle schon einmal 2000-2002 getanzt hatte, verdiente nicht nur wegen seiner seiner kraftvoll-geradlinigen Tanzattitüde Bewunderung, sondern auch, weil er für den verletzten Michael Sedlácek mit nur einer Probe die Premiere absolut souverän über die Bühne brachte.

Die farbenfrohen Kostüme (José-Manuela Vasquez) leuchteten wie das blau fluoreszierende Wasserbecken (Bühne: Hans Balthes). Bleibt nur, der von Andreas Henning geleiteten Staatskapelle Halle Beifall zu zollen, die nach anfänglicher Zurückhaltung Tschaikowskis Musik zum Strahlen brachte. (mz)

Nächste Aufführung am 19. Dezember 2014 um 20 Uhr