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"Ball im Savoy" "Ball im Savoy": Heiterer Liebesreigen in der Oper Halle

Von joachim lange 10.05.2015, 16:20
Ralph Ertel (Aristide), Anke Berndt (Madeleine)
Ralph Ertel (Aristide), Anke Berndt (Madeleine) falk wenzel Lizenz

halle (Saale) - Wenn so viel „Fledermaus“ in einer Operette steckt wie in Paul Abrahams „Ball im Savoy“ ist der Erfolg programmiert. Das mondäne, frisch getraute Ehepaar ist gerade ein Jahr um die Welt getingelt. Als es daheim in Nizza in der Luxusvilla ankommt, holt den Herrn des Hauses die Vergangenheit via Einladung auf den „Ball im Savoy“ ein. Dieser Marquis Aristide de Faublas hatte seiner einstigen Tangoflamme sein Wort für ein Souper im Chambre Separée gegeben. Die Gattin kriegt das mit und wittert sofort Ehebruch.

Sie bucht das Nachbar-Separée und schnappt sich den Erstbesten für eine Revanche auf offener gesellschaftlicher Bühne. Was die gute Madeleine am nächsten Morgen zur Heldin der Frauenbewegung macht. Aber auch ihre amerikanische Freundin Daisy Darlington ist auf dem Pfad der Emanzipation. Sie hat mit ihrem Millionärsvater gewettet, dass sie binnen eines Jahres durch Kompositionen berühmt wird, um dann den vorgesehenen Bräutigam ausschlagen und sich selbst einen suchen zu dürfen. Sie macht Karriere unter dem Pseudonym Paso Doble und lässt auf dem Ball die Katze aus dem Sack.

Für sie hält das Libretto den Klischee-Türken vom Dienst, Mustafa Bey, bereit, der seine sechs Exfrauen auf dem Ball versammelt hat. Am Ende hat es keinen Ehebruch gegeben und die Paare leben weiter glücklich bis an ihr Ende...

Die Karriere des jüdischen Komponisten Paul Abraham (1892-1960) in Deutschland endete, kurz nachdem diese Jazz-Operette 1932 in Berlin uraufgeführt worden war, mit seiner Flucht in die USA. Das zündende „Es ist so schön, am Abend bummeln zu geh’n“ freilich hat die Verbannung des Stücks und seines Urhebers durch die Nazis überlebt. In Berlin dauerte es dennoch 80 Jahre, bis Barrie Kosky diese Operette wieder an den Ort der Uraufführung, an die heutige Komischen Oper, zurückholte. Was aufführungsgeschichtlich auch ein politisches Statement ist.

Doch wenn ein Haus wie das hallesche die rechten Zutaten bereithält, dann ist der Ball vor allem ein Operetten-Vergnügen. Da können Anke Berndt als Madeleine und Björn Christian Kuhn als Mustafa Bey ihre Vorlieben ausspielen. Da kann Ralph Ertel als Marquis seinem stimmlichen Schmelz so eine Art gebremstem Heinz-Rühmann-Charme beimischen und Gabriele Bernsdorf eine Tangolita-Diva vom Feinsten hinorgeln. Da Elke Kottmair als Daisy Darlington zwar nicht aus New York einfliegt, aber immerhin von der Staatsoperette Dresden anreist, das Theater einen spielfreudigen Chor (Peter Schedding) hat und natürlich das hauseigene Ballett mitmischt, ist das Vergnügen gesichert. Andreas Henning und die Staatskapelle sorgen für den entsprechenden Schwung.

Dass man mit Tobias Bonn sozusagen ein Drittel der legendären Kabarettisten Geschwister Pfister nach Halle geholt hat, versprach zudem ein schräges Vergnügen. Dass der Regisseur und sein Choreograph Danny Costello ihr Handwerk verstehen und alle Zutaten so zusammenmischen, dass mitunter sogar recht laut gelacht werden kann, ist keine Frage. Ob es der Sache freilich dienlich war, das Ganze optisch aus den 20ern in die 60er Jahre zu verlegen, bleibt Geschmacksache. Dem Operetten-Vergnügen hat es nicht geschadet. (mz)

Nächste Aufführungen: 13. Mai, 19.30 Uhr; 17. Mai, 15 Uhr