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Bach-Gesamtausgabe Bach-Gesamtausgabe: Neu-Entdeckungen verzögern Abschluss

14.11.2001, 12:22

Leipzig/dpa. - Die neue Gesamtausgabe der Noten von JohannSebastian Bach (1685-1750) ist noch nicht abgeschlossen.Wissenschaftler des Bach-Archivs Leipzig arbeiten derzeit an zweiweiteren Bänden mit Skizzen sowie einer Frühfassung der berühmtenMatthäus-Passion, sagte Bach-Archiv-Sprecher Robert Clemen amMittwoch der dpa. «Es wird noch Nachzügler geben und das könntelänger dauern.» Die neue Bach-Ausgabe mit über 100 Bänden gilt alseines der ehrgeizigsten Projekte der deutschen Musikwissenschaft.

Forscher Peter Wollny hatte in Kiew bei der Sichtung des dortgefundenen Notenarchivs der Sing-Akademie zu Berlin mit dem Nachlassdes Bach-Sohnes Carl Philipp Emanuel (1714-1788) eine Skizze von Bachentdeckt. «Der Maestro hatte sich mit seinem Sohn Wilhelm Friedemannin Dresden an den Tisch gesetzt, ein Fugenthema aufgeschrieben und esdem Junior mit der Aufforderung gereicht, eine Erwiderung zu findenund so ging es hin und her», erzählte Clemen. Die bei Bachtraditionellen Rätselabende seien Unterricht und Spielerei zugleichgewesen. «Wir wollen diese nun mit anderen Skizzen in einem Bandzusammenfügen.»

Ein zweiter Mitarbeiter sitze an einer Frühfassung der Matthäus-Passion, die bisher von der Edition ausgeklammert gewesen sei. «DasManuskript ist noch in diesem Jahr fertig und soll 2002 vorliegen»,kündigte Clemen an. Das Gemeinschaftsprojekt des Leipziger Instituts,des Bach-Instituts Göttingen und des Bärenreiter-Verlags Kassel war1954 begonnen worden. In der mehrbändigen Edition wurden alleverfügbaren Werke Bachs nach neuesten wissenschaftlichenErkenntnissen herausgegeben und einem weltweiten Benutzerkreiszugänglich gemacht.

Die ersten Bände, darunter die h-Moll-Messe, Adventskantaten oderdas Magnifikat, erschienen bereits in den 50er Jahren. Im Gegensatzzur alten Gesamtausgabe (1850-1899) enthält die neue Edition auchseitdem gefundene Noten. Nach der Rückkehr des Notenarchivs nachDeutschland seien bei dessen wissenschaftlicher Aufarbeitung weitereEntdeckungen nicht ausgeschlossen, meinte Clemen. Die verlorengeglaubte Sammlung hatte der aus Deutschland stammende Harvard-Professor Christoph Wolff, seit Januar Chef des Leipziger Bach-Archivs, vor einem Jahr im zentralen ukrainischen Staatsarchiventdeckt. «Das Potenzial für die Aufarbeitung des musikalischen Teilsdieses Fundus ist hier», sagte Clemen.