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Auszeichnung Auszeichnung: Grimme-Gala ohne Dschungel-Camp

Von Wolfgang Dahlmann 12.04.2013, 20:48
Der Regisseur Matti Geschonneck (l) bekommt von der ehemaligen Bundestagspräsidentin Rita Süssmuth in Marl (Nordrhein-Westfalen) bei der Verleihung der Grimme-Preise 2013 den Preis in der Kategorie "Ehrenpreis".
Der Regisseur Matti Geschonneck (l) bekommt von der ehemaligen Bundestagspräsidentin Rita Süssmuth in Marl (Nordrhein-Westfalen) bei der Verleihung der Grimme-Preise 2013 den Preis in der Kategorie "Ehrenpreis". dpa Lizenz

Marl/dpa. - Das Dschungel-Camp blieb bei der Verleihung der Grimme-Preise außen vor. Niemand mochte während der Gala am Freitag im Marler Stadttheater mehr auf die RTL-Show aus dem australischen Busch eingehen. Der Grimme-Preis, eine renommierte Auszeichnung für Qualitätsfernsehen, stand nach der Nominierung der Show „Ich bin ein Star - Holt mich hier raus!“in der Kategorie Unterhaltung wochenlang in der Kritik. Erst die Endjury, die gegen die Show entschied, erlöste das Grimme-Institut und den Stifter des Preises, den Deutschen Volkshochschul-Verband, von der öffentlichen Diskussion.

Für die handwerkliche Ausführung war die Jury zwar voll des Lobes. Eine Vorbildfunktion von „Ich bin ein ein Star - Holt mich hier raus!“für künftiges Unterhaltungs-TV sah die Jury aber nicht. Dies ist aber laut Statuten eine Voraussetzung für den Grimme-Preis.

Die Nominierungskommissionen und die Endjurys sind unabhängig und können nominieren und mit Preisen versehen, wie sie es für richtig halten. Kontroversen um Entscheidungen gibt es nicht erst seit der Dschungel-Show. Auch an Stefan Raab und Harald Schmidt schieden sich die Geister.

Die erwählten Preisträger feierten nun im Marler Stadttheater ausgelassen ihre Erfolge. Ausschnitte aus der gelungenen „Switch Realoaded“-Parodie auf die erste „Wetten, dass..?“-Sendung von Markus Lanz strapazierten die Lachmuskeln des Publikums. Und die „Tatortreiniger“ bekamen als erneuter Preisträger für ihre Folge „Schottys Kampf“ Applaus. Sie hatten als Tatort ein rechtsradikales Umfeld gewählt und es geschafft, Neonazis gleichzeitig der Lächerlichkeit preiszugeben und nicht zu verharmlosen.

Zu den großen Filmen zählten das DDR-Endzeit-Drama „Der Turm“ und „Der Fall von Jakob von Metzler“ über die tödlich verlaufene Entführung des Bankierssohns. Jan Josef Liefers war überzeugt vom übersichtlichen Turm-Drehbuch „mit vielen weißen Flecken“ für Freiräume. Der 1000-seitige und nicht ganz einfach Bestseller von Uwe Tellkamp wurde entsprechend entschlackt. Liefers Schauspielkollegin und Film-Ehefrau Claudia Michelsen fand trotzdem ein Haar in der Suppe. Ihr war es in Haus der DDR-Familie Hoffmann zu dreckig. Saubermachen war aber nicht. Das war so vorgesehen.

Robert Atzorn hatte in seiner Rolle als stellvertretender Frankfurter Polizeipräsident Wolfgang Daschner im Entführungsfall Metzler Angst, etwas falsch zu machen. Er habe das Gefühl gehabt, Daschner habe beim Dreh in einer Ecke gesessen. „Das hat mich unglaublich belastet.“ Daschner hatte im realen Fall Gewalt gegen den Entführer androhen lassen, um das Versteck des Jungen zu erfahren. Dafür kam er vor Gericht. Der wahre Fall hatte die Nation stark berührt und in der Frage, ob die Polizei in Ausnahmesituationen mit Gewalt drohen darf, gespalten. Drehbuchautor Jochen Bitzer meinte, er habe versucht, nicht beim Dokumentarfilm stehen zu bleiben. „Wir wollten den emotionalen Raum zeigen.“