1. MZ.de
  2. >
  3. Kultur
  4. >
  5. Ausstellung: Ausstellung: Tomi Ungerer präsentiert seine «Missgeburten»

Ausstellung Ausstellung: Tomi Ungerer präsentiert seine «Missgeburten»

Von xku029 4 ku 513 vvvva DDP1038 TOP/Kultur/Museen/Ausstellung/Caricatura/FEA ?(dapd - Feature) Tomi 06.12.2011, 18:56
Der Zeichner, Illustrator, Grafiker und Schriftsteller Tomi Ungerer lacht im Caricatura-Museum in Frankfurt am Main vor Beginn einer Pressekonferenz vor einigen Plakaten zu seiner Ausstellung «Satiricon». (FOTO: DAPD)
Der Zeichner, Illustrator, Grafiker und Schriftsteller Tomi Ungerer lacht im Caricatura-Museum in Frankfurt am Main vor Beginn einer Pressekonferenz vor einigen Plakaten zu seiner Ausstellung «Satiricon». (FOTO: DAPD) dapd

Frankfurt/Main/dapd. - Essei schwierig, seine eigenen Zeichnungen an der Wand zu sehen. «Ichhalte sie im Nachhinein für Missgeburten», gesteht der französischeIllustrator und Schriftsteller. Ab Donnerstag (8. Dezember) könnenKunstinteressierte rund 170 dieser «Missgeburten» im FrankfurterCaricatura-Museum besichtigen. Bis zum 18. März ist die Ausstellungzu sehen.

In Kooperation mit dem Tomi-Ungerer-Museum in Straßburg habe manbei der Auswahl der Werke versucht, ein möglichst «breites Spektrumder Komik» aus Ungerers Schaffen zu präsentieren, erläutert KuratorBernd Fritz. Insgesamt 40.000 Arbeiten soll der 80-jährige Franzoseim Laufe seines Lebens fertiggestellt haben. Die Ausstellung seidaher nur «ein bescheidener Auszug», der aber dennoch eineBandbreite von «leisem Humor bis bitterböser Satire» abdecke, sagtFritz.

Museumsleiter Achim Frenz würdigte Ungerers Arbeiten als«Botschaften von zeitloser Aktualität». Mit bissigen Karikaturenhabe er über Jahrzehnte treffend die Gesellschaft dargestellt. «DieWelt wäre eine andere ohne Ihre Kunst», huldigte Frenz dem Künstler.

Ungerer sind die vielen Lobeshymnen sichtlich unangenehm. «DasBalkenwerk hier ist doch viel schöner als die Zeichnungen», sagte ermit Blick auf die Decke des Museums. Viel bedeutender als dieAusstellung sei für ihn ohnehin die grenzübergreifendeZusammenarbeit der beiden Museen. «Für die deutsch-französischeFreundschaft habe ich mich schon immer gern engagiert», betont dergebürtige Elsässer.

Eigentlich habe er gedacht, mit der Eröffnung des StraßburgerTomi-Ungerer-Museums 2007 wäre Schluss mit solchen Terminen wiediesem, sagt Ungerer. Nach den Interviews anlässlich seines 80.Geburtstages Ende November hoffe er, dass er jetzt endlich in Ruhegelassen werde. «Die Interviews habe ich nur gegeben, damit ich auchin den nächsten zehn Jahren genug Bücher verkaufe», erläutert derSatiriker augenzwinkernd.

Die Ausstellung in Frankfurt komme ihm vor wie eine «Rückkehr indie Vergangenheit», sagt Ungerer. Wirklich bedeutsam sei jedoch dieGegenwart. Erst in den vergangenen beiden Jahren habe er gelernt,mit seinen Arbeiten zufrieden zu sein.

Er selbst sehe sich als «Aufzeichner der Gesellschaft», nicht alsCartoonist, erläutert Ungerer und fügt an: «Ich zeichne, was ichschreibe und ich schreibe, was ich zeichne.» Spaß an der Arbeit undNeugierde sei das Wichtigste für sein Schaffen. Sein Leben lang habeer Kenntnisse und Ideen in all möglichen Bereichen gesammelt, vonder Mineralogie bis hin zur Geschichte. «Erst wenn man Wissengesammelt hat, kann man vergleichen. Und Vergleichen ist die Basisfür alle Karikaturen», erklärt der Franzose.

Auch heutzutage ist der Satiriker immer noch aktiv. «Dieses Jahrhabe ich bereits drei Bücher geschrieben», sagt Ungerer.Gesundheitlich gehe es ihm nach mehreren Krankheitsphasen inzwischenbesser. «Vor zehn Jahren habe ich mich noch gefühlt wie 90», räumtder 80-Jährige ein. Auch wenn er mit einem Auge nun nicht mehr soproduktiv sei wie früher, will Ungerer an einen Ruhestand keinenGedanken verschwenden: «Es geht weiter, alles heiter.»