Ausstellung Ausstellung: Ötzi trug Trekkingschuh und Sisis Schuhe drückten

Herne/dpa. - Ötzi kam bei seiner Alpenüberquerung ohne sie nichtaus, für römische Legionäre waren sie Pflicht, und die legendäreKaiserin Elisabeth - besser bekannt als Sisi - wollte lieber Alte alsNeue: Es geht um Schuhe, um 400 Paar aus aller Welt und allenEpochen. Das Archäologiemuseum im nordrhein-westfälischen Herne zeigtzum Start der Wanderausstellung «schuhtick - von kalten und heißen Sohlen» (6. Dezember 2008 bis 5. Juli 2009) alles rund um dieGeschichte der Fußbekleidung.
Sisi hasste ihre Schuhe, weil sie drückten. Als Kaiserin musstesie aber jeden Tag ein nagelneues Paar anziehen. «Alles drängen halfnicht», meint Andrea Müller. Am Hofe galten Zwänge. Außerdem freutensich schon die nachrangigen Damen auf die zügig ausrangierten Treter.
Die Österreicherin hätte wohl lieber die gewickelten Bergschuhedes längst gestorbenen Steinzeitmenschen Ötzi getragen. «InnenHirschleder, in der Mitte Stroh und außen Bärenfell, das konnte manschon als Wanderschuh ansehen», sagt Ausstellungs-ProjektleiterinMüller.
Rund 3000 Jahre nach Ötzi war die Erfindung des Ur-Trekkingschuhswohl wieder verblasst. Ein römischer Legionär ließ sich von seinerMutter Socken nach Britannien schicken, weil er in seinenMilitärsandalen fror. Festgehalten ist sein Wunsch in einerBotschaft, einer Wachstafel, die er an seine Mutter schickte.
Hatten die Römer wenig Mitleid mit kalten Legionärsfüßen, sohatten sie dafür schon einen Sinn für Links und Rechts bei derSchuhbekleidung. Aber auch dieser Fortschritt verblasste im Laufe derJahrhunderte. Im Mittelalter verschwanden unterschiedlich geformteSchuhe wieder von der Bildfläche. Dafür stolzierte der französischeAdel auf hohen Hacken daher. Je höher der Schuh, desto wichtiger seinTräger. Das gemeine Volk lief dagegen in flachen Tretern, alleinschon deswegen, um darin arbeiten zu können. Den hohen Hacken derHerrschaften bereitete die französische Revolution ein jähes Ende:«Mit der Guillotine fiel auch der Absatz», sagt Museumschef JosefMühlenbrock.
Ob Marie Antoinette in den Vorgängern heutiger High Heels zumSchafott stöckelte, ist ungewiss. Sie dürfte ihre Statussymbole inder Haft verloren haben, glauben die Experten. Ein Paar Schuhe, dasangeblich von der schillernden Gattin Ludwig des XVI. stammen sollte,entpuppte sich bereits vor der Ausstellung als falsch zugeordnet.Eine wissenschaftliche Analyse datiert die Schuhe auf das Jahr 1830,ein paar Jahrzehnte nachdem die Königin den Kopf verlor. Ohnehinwaren es flache Hausschuhe, so etwas wie Espandrilles.
Die einfachen Pantinen sind wie auch die Hochhacker immer wiedermodern geworden. Flip-Flops waren über Jahrtausende gefragt. Dieältesten Sandalen der Ausstellungen stammen vom Bodensee. Auf dasJahrhundert 2900 bis 2800 vor Christus haben die Forscher ein PaarBastsandalen von einer Pfahlbausiedlung datiert. Sie sind dieältesten Originalexponate der Ausstellung. Ansonsten zeugenHöhlenzeichnungen von noch älteren Fußschützern.
Nach dem Start in Herne zieht die Ausstellung ins BremerÜberseemuseum (18. September 2009 - 28. März 2010), mit dem dieHerner in Sachen Schuh-Tick kooperieren. Die weiteren Stationen sindMannheim, Bonn und voraussichtlich Bozen, Halle (Sachsen-Anhalt) undRatingen.