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Ausstellung Moskau-Berlin Ausstellung Moskau-Berlin: Mit Mitteln der Kunst Geschichte erzählen

Von Wilfried Mommert 26.09.2003, 16:34

Berlin/dpa. - Für den russischen Kulturminister Michail Schwydkoi ist es der «erste erfolgreiche Versuch Russlands und Deutschlands, gemeinsam die künstlerische Bilanz des bewegten und tragischen 20. Jahrhunderts zu ziehen». Das ist ein hoher Anspruch für eine Kunstausstellung aus Moskau und Berlin, deren Veranstalter die Chance sehen, «ohne Politik, allein mit den Mitteln der Kunst, unsere Geschichte zu erzählen». Aber es ist auch eine «monströse Ausstellung», wie der Berliner Museums-Generaldirektor Peter-Klaus Schuster meint, «monströs wie die beiden Städte».

Junge, innovative Kunst mit noch unbekannten Botschaften aus Moskau und Berlin präsentiert von diesem Samstag an im Berliner Martin-Gropius-Bau die umfassende Schau «Berlin-Moskau/Moskau-Berlin 1950- 2000 - von heute aus», die im nächsten Jahr auch in der Moskauer Tretjakow-Galerie in etwas veränderter Form zu sehen sein wird. Verändert auch deswegen, weil es in einigen Punkten unterschiedliche Auffassungen zwischen den deutschen und russischen Kuratoren gegeben hat.

Acht Jahre nach der Vorgängerschau über die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts als kulturhistorischer Rückblick und 14 Jahre nach dem Mauerfall gehen die Veranstalter der spannenden Frage nach, ob Berlin und Moskau wieder ein «Doppelgestirn der Moderne» werden können. Sie versuchen es mit einer so noch nie zu sehenden Gegenüberstellung von einer namhaften Riege von Künstlern aus Ost und West, mit Gemälden, Skulpturen, Installationen, Videos und Filmausschnitten - von Joseph Beuys über Georg Baselitz, Anselm Kiefer, Martin Kippenberger, Sergej Bratkow, Winogradow, Geli Korshew und Gerhard Merz bis A.R. Penck, Irinia Nachowa, Via Lewandowsky und Willi Sitte.

Für die Kuratoren ist es ein Wagnis, wie sie sagen. Namen wie Picasso («Massaker in Korea») und Warhol («Reagan Budget») sollen auch verdeutlichen, dass es sich nicht um eine Kunst-Binationale handelt, sondern um das erweiterte Spannungsverhältnis Ost-West in der bildenden Kunst seit 1950. Ausgespart wurden unter anderem Architektur, Literatur, Theater und Musik.

Der Intendant der mitveranstaltenden Berliner Festspiele, Joachim Sartorius, spricht von einem «hypothetischen Museum der deutsch- russischen Künste». Es ist eine Konfrontation zwischen der Kunst aus der unmittelbaren Nachkriegszeit mit Arbeiten ganz jungen Datums aus beiden Ländern, für Kulturstaatsministerin Christina Weiss (parteilos) damit auch ein Höhepunkt im Programm der deutsch- russischen Kulturbegegnungen 2003/2004 - und der Berliner Festwochen.

Zu der bis zum 5. Januar zu sehenden Ausstellung ist ein zweibändiger Katalog (Kunst und zeitgeschichtliche Chronik) erschienen (Nicolai Verlag Berlin, in der Ausstellung je 16,80 Euro, zusammen 30 Euro).