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Ausstellung Ausstellung: «Migranten» als Kunstwerke

Von Wolfgang Duveneck 18.10.2010, 06:05
In der syrischen Hauptstadt Damaskus wurde er geboren, studiert hat er in Florenz, seit fast 30 Jahren lebt er in Deutschland - Tarek Marestani. Werke des Malers und Grafikers sind in zahlreichen privaten und öffentlichen Sammlungen in Europa, Amerika und dem Nahen Osten zu sehen. (FOTO: DPA)
In der syrischen Hauptstadt Damaskus wurde er geboren, studiert hat er in Florenz, seit fast 30 Jahren lebt er in Deutschland - Tarek Marestani. Werke des Malers und Grafikers sind in zahlreichen privaten und öffentlichen Sammlungen in Europa, Amerika und dem Nahen Osten zu sehen. (FOTO: DPA) dpa

Berlin/dpa. - In der syrischen Hauptstadt Damaskus wurde ergeboren, studiert hat er an der Kunstakademie in Florenz, seit fast30 Jahren lebt er in Deutschland: Tarek Marestani. Werke des Malersund Grafikers sind in zahlreichen privaten und öffentlichenSammlungen in Europa, Amerika und dem Nahen Osten zu sehen. Vorwenigen Monaten eröffnete er sein Atelier im Berliner Bezirk Wedding.Der neue Lebensmittelpunkt war für ihn Antrieb zu einem bislangbeispiellosen Kunstprojekt.

«Mehr noch als in anderen Städten habe ich einen Graben zwischenvor allem jungen Migranten und breiten Kreisen der Gesellschaftbemerkt», sagt der 60-jährige Deutsch-Syrer, dessen Projekt vomfrüheren Direktor des Hamburger Orient-Instituts, Udo Steinbach,unterstützt wird. «In vielen Diskussionen hat sich dieser Eindruckbestätigt.» Marestani kam deshalb auf die Idee, eine - wie er sagt -menschliche und kulturelle Brücke zwischen Angehörigen verschiedenerNationen zu bauen. «Toleranz - das sind Gesichter. Wer über "andere"redet, redet über Gesichter. Sie verkörpern die Hoffnung auf einegemeinsame Zukunft in unserer Gesellschaft.»

Begriffen wie Integration, Toleranz und Migration will derKünstler «ein Gesicht geben». Dazu möchte er 25 bis 30 junge Menschen- aus Deutschland und verschiedenen anderen Nationen - zwischen 7 und15 Jahren in Öl porträtieren. Die Kunstwerke sollen zunächst in einerAusstellung präsentiert werden, die wiederum von einem Kunstkatalogmit Texten von Literaten, Politikern und anderen Persönlichkeiten ausBerlin und aller Welt, begleitet wird. Die Kunstsammlung soll durchmehrere Städte in Deutschland wandern und vonDiskussionsveranstaltungen begleitet werden.

«Die Bilder "anderer" Menschen sollen Veränderungen herkömmlicherWahrnehmungen anstoßen», sagt Marestani. Warum er sich bei denPorträts für junge Menschen entschieden hat, erklärt Marestani so:«Bei ihnen liegt die Gestaltung der Zukunft. Es gilt, sie für dieseAufgabe selbstbewusst zu machen; im Bild wird ihnen ihre Bedeutungfür die Gesellschaft vermittelt. Dies ist das Signal: Einsatz lohntsich. Die Gesellschaft ihrerseits ist aufgerufen, den Grundsätzen vonFairness, Gerechtigkeit und Gleichbehandlung Raum zu geben.»

Vor den Beginn der künstlerischen Arbeit stellt Marestanigründliche Vorbereitung. Dazu gehören Gespräche mit den zuporträtierenden Kindern und Jugendlichen und deren Eltern. «Wichtigist, dass sich neben den Kindern vor allem die Eltern mit dem Themaidentifizieren», betont der Künstler. Für die Realisierung desgesamten Projekts rechnen Marestani und Nahostexperte Udo Steinbachmit etwa zehn bis zwölf Monaten.

Steinbach, der als Forscher und Publizist zu Themen von Politik,Gesellschaft, Religion und Kultur im Vorderen Orient bekannt ist,lehrt seit 2007 als Professor am Centrum für Nah- und Mittelost-Studien an der Philipps-Universität in Marburg. Steinbach hofft, dassdas Kunstprojekt möglichst viele Menschen überzeugt. Um das Vorhabenzu verwirklichen und alle Kosten unter anderem für Kunstmaterialien,Farbe, Pinsel, Katalog, Plakate, Einladungen, Vernissage, Transport,Versicherung zu decken, wird ein entsprechendes Budget benötigt.

«Jeder ist herzlich eingeladen, einen Beitrag zum Gelingen zuleisten - ganz gleich, welcher Religion und Kultur oder politischenoder gesellschaftlichen Richtung er sich zugehörig fühlt», sagtSteinbach. Wichtig sei allerdings, dass «unser Bekenntnis dem Kodexder demokratischen Grundsätze und der pluralistischen Ordnung unsererGesellschaft verpflichtet bleibt».