Ausstellung Ausstellung: Kulturhistorische Reise ins Mittelalter

Halberstadt/ddp. - Nur noch vierWochen, dann wird ab 13. April der Domschatz wieder derÖffentlichkeit zugänglich sein. Mit der neugestalteten Präsentationeiner einmaligen Sammlung mittelalterlicher Kunst geht einaufwendiges Projekt seinem Ende entgegen. Insgesamt 6,5 MillionenEuro flossen in das Vorhaben der Stiftung Dome und Schlösser inSachsen-Anhalt.
«Unser Domschatz gehört zu den bedeutendsten in ganz Europa, deram ursprünglichen Ort erhalten geblieben ist», erzählt Richter. Erumfasse 650 Gegenstände, die alle im liturgischen Gebrauch gewesenseien. 300 davon seien künftig zu sehen. Unter den 90 liturgischenGewändern in Halberstadt befindet sich ein Chormantel von ErzbischofErnst von Sachsen, der 1491 den gotischen Dom geweiht hatte. DieFülle der Kostbarkeiten nennt der Kustos «einfach überwältigend».
Für den Kunstgeschichtler hatte sich vor fünf Jahren mit dem Rufnach Halberstadt zur konzeptionellen Neuausrichtung des Domschatzesder Traum einer «tollen Aufgabe» erfüllt. Zuvor waren seineKenntnisse bei der Sanierung am Dom zu Brandenburg gefragt gewesen.Mit einem Architekturbüro hatte er die Kirche umgestaltet. DieErfahrungen halfen ihm in Halberstadt.
Von 1936 an war der Schatz öffentlich zugänglich gewesen, über 15Jahre Zwangspause waren die Folge von elf Bombentreffern im ZweitenWeltkrieg. Zu DDR-Zeiten galten die Kunstwerke eher als Geheimtippund bislang gab es sie nur im Rahmen von Führungen zu bestaunen. Auchdamals habe man den Domschatz regelmäßig betreut und gepflegt, aberder Verfall der Kunstwerke sei kaum aufzuhalten gewesen. Inzwischengebe es zudem moderne Verfahren bei der Konservierung derMaterialien.
Künftig dürfen die Besucher allein auf Entdeckertour gehen. Vorder Umgestaltung der Präsentation kamen jährlich um die 25 000 Gäste.Künftig könnten sich die Besucherzahlen mindestens verdoppeln,schätzt Richter. Auf sie warten rund 1000 Quadratmeter vollklimatisierter Ausstellungsfläche.
Jörg Richter steht vor einem gewaltigen und auf den ersten Blickunscheinbaren Schrank. Das schwere Exemplar beherbergte vom 16.Jahrhundert an als sogenannter Heiltumsschrein die Kleinodien desDomschatzes. Eichenbohlen und Metallplatten sorgten für denangemessenen Schutz der Stücke. Später stand er wenig beachtet herum.Die farbigen Tafeln aus dem Inneren seien, aufwendig restauriert,künftig ebenfalls zu sehen, erzählt der Kustos.
Dann lenkt er die Aufmerksamkeit auf prachtvolle Bildteppiche.«Über Jahrhunderte hinweg sind sie erhalten geblieben», sagt er. Dasgrenze fast an ein Wunder. Alle Teppiche wurden in einer leichtenSchräglage aufgehängt. Das schone und entlaste das Material deutlich.Richter zeigt auf den Abrahamsteppich aus der Zeit um 1120. Übereinen Meter hoch und mehr als zehn Meter lang gehört er schon wegenseiner Größe zu den beeindruckenden Kunstwerken. Im Bildfries reihensich biblische Szenen Abrahams aneinander. Den Abschluss bildet derdrachentötende Erzengel Michael.
Die Besichtigung Schatzkammer wird der Höhepunkt jedes Rundgangssein. «Mit der neuen Präsentation beispielsweise der Armreliquiaredes Heiligen Stephanus und des Heiligen Nikolaus aus dem 13.Jahrhundert gibt es die Möglichkeit, die beiden vergoldetenKunstwerke von allen Seiten zu betrachten. Das war bisher nichtmöglich», sagt der Kustos.
Das Telefon stehe kaum still, versichert er. Bereits einen Monatvor seiner Neupräsentation ist der Halberstädter Domschatz beiKulturtouristen sehr gefragt. Fast 200 Anmeldungen von Reisegruppenaus ganz Deutschland für eine Führung lägen schon vor, erzähltRichter. Ständig gebe es weitere Terminanfragen. «Was wollen wirmehr?», fragt er zufrieden. Schließlich sei das Interesse der Lohnfür fünf Jahre harter Arbeit.