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Ausstellung in Wittenberg Ausstellung in Wittenberg: Schau stellt Cranach den Jüngeren in den Mittelpunkt

25.06.2015, 13:15
Besucher einer Vorbesichtigung betrachten Bilder der Ausstellung «Lucas Cranach der Jüngere - Entdeckung eines Meisters» im Augusteum in Wittenberg.
Besucher einer Vorbesichtigung betrachten Bilder der Ausstellung «Lucas Cranach der Jüngere - Entdeckung eines Meisters» im Augusteum in Wittenberg. dpa Lizenz

Wittenberg - Eine große Ausstellung zum Leben und Werk Lucas Cranach des Jüngeren (1515-1586) wird in den kommenden Monaten in Wittenberg gezeigt. Am Ort ihrer Entstehung sind 120 Werke des Renaissance-Künstlers zu sehen, wie die Stiftung Luthergedenkstätten in Sachsen-Anhalt am Donnerstag mitteilte. Sie wurden aus verschiedenen Museen und Sammlungen zusammengetragen.

Die Ausstellung „Lucas Cranach der Jüngere – Entdeckung eines Meisters“ ist nach Angaben der Stiftung Luthergedenkstätten in Sachsen-Anhalt die weltweit erste große kunst- und kulturhistorische Schau, die sich ausschließlich dem Leben und Werk Cranach des Jüngeren widmet. Ein Kombi-Ticket berechtigt zum Besuch der Ausstellungen im Augusteum, in der Stadtkirche und im Cranach-Haus und kostet 12 Euro (ermäßigt 8 Euro). Gruppentickets (ab zehn Personen) kosten 10 Euro pro Person.

Besucht werden kann zum Beispiel die Stadtkirche Sankt Marien in Wittenberg, die das Leben des Malers von seiner Taufe bis zu seinem Tod bezeugt. Die Kirche beherbergt zahlreiche Originalgemälde Lucas Cranachs des Jüngeren, darunter den berühmten Reformationsaltar, an dem Lucas Cranach der Jüngere zusammen mit seinem Vater gearbeitet hat. Die Werke gelten als besonders wichtige Zeugnisse der Reformationsgeschichte und wurden für die Ausstellung aufwändig restauriert

Neben Museen beherbergen zahlreiche Kirchen im Land Sachsen-Anhalt wertvolle Cranach-Altäre und -Gemälde, die im Rahmen der Ausstellung besucht werden können. Besuchen Sie die St. Johannis-Kirche und die Marienkirche Dessau, die St. Bartholomäi-Kirche in Zerbst, die Patronatskirche in Klieken, die Nikolaikirche in Coswig, die St. Petri-Kirche in Wörlitz, die Stadtkirchen St. Marien in Wittenberg und in Kemberg, die Evangelische Kirche in Dabrun und die Pauluskirche in Dietrichsdorf.

Mit dem Gotischen Haus im Wörlitzer Park hat Fürst Leopold III. Friedrich Franz von Anhalt-Dessau ab 1773 eine Art Kunstkammer inmitten neugotischer Architektur entstehen lassen. Im Zentrum standen bedeutende Werke der altdeutschen und altniederländischen Malerei. Unter den ehemals knapp 600 Gemälden, von denen heute noch rund 250 erhalten sind, befanden sich auch dreißig Meisterwerke von Lucas Cranach, seines Sohnes und ihrer Werkstätten. Achtzehn mit dem Namen Cranach verbundene Gemälde sind noch heute am ehemaligen Ort vorhanden. Präsentiert wird die Schau Cranachjahr 2015 von der Kulturstiftung DessauWörlitz.

Die Stiftung Luthergedenkstätten in Sachsen-Anhalt und die Ostdeutsche Sparkassenstiftung laden Schüler aus dem Land Sachsen-Anhalt zu einem Besuch der Landesausstellung „Cranach der Jüngere 2015“ ein. Für Schulklassen wurde das Programm »Meister sucht Lehrling. Lucas Cranach am historischen Ort erleben« entwickelt, das in Wittenberg und in Wörlitz angeboten wird.

Die Mitmach-Ausstellung "Pop Up Cranach" wendet sich an Kinder und Jugendliche, die mit Hilfe interaktiver Exponate die Lebenswelt Cranachs und die rätselhafte Schönheit seiner Werke mit ihren komplexen Bildbedeutungen und Chiffren entdecken können. Anschließend können Kinder in einer Werkstatt mit Pinsel und Schablone selbst malen.

Führungen durch die Ausstellung im Lutherhaus werden Sonntag bis Freitag um 11 und 15 Uhr sowie am Samstag um 11 Uhr angeboten (3 Euro/Person zuzüglich Eintritt, Dauer: eine Stunde). Weitere Informationen gibt es im Servicebüro „Cranach 2015“ der Stiftung Luthergedenkstätten in Sachsen-Anhalt in der Collegienstraße 54 in Wittenberg, Telefon +49 (0) 34 91–420 31 71, [email protected] Weitere Informationen gibt es auf der Webseite www.cranach2015.de sowie auf Twitter @Cranach2015

Kuratorin Katja Schneider sagte: „Wir zeigen, dass Lucas Cranach der Jüngere ein ausgezeichneter Künstler ist, der seinem Vater durchaus ebenbürtig ist.“ Den Werken des Vaters und seiner Werkstatt wird bis heute ein höherer Wert beigemessen als denen des Sohnes, dessen 500. Geburtstag in diesem Jahr gefeiert wird.

Die Wittenberger Schau mit dem Titel „Lucas Cranach der Jüngere - Entdeckung eines Meisters“ ist laut Stiftung die weltweit erste, die sich so auf den Sohn fokussiert. Die Ausstellung wird an diesem Freitag eröffnet. Sie endet am 1. November. „Wir freuen uns auf 100.000 Besucher, die wir begrüßen wollen“, sagte Stiftungsdirektor Stefan Rhein. (dpa)

Sein Leben lang stand er im Schatten seines Vaters. Noch heute – 500 Jahre nach seiner Geburt in Wittenberg – ist Lucas Cranach der Jüngere trotz seiner eigenen bildgewaltigen Formensprache, die die Themen der Reformationszeit in beeindruckende Kunstwerke fasst, vielen weitgehend unbekannt. Doch Lucas Cranach der Jüngere war wie sein berühmter Vater, Lucas Cranach der Ältere, nicht nur ein virtuoser Meister seines Fachs, sondern auch ein wichtiger Wegbegleiter der Reformation und erfolgreicher Unternehmer.

Lucas Cranach der Jüngere wird am 4. Oktober 1515 in Wittenberg als zweiter Sohn des kursächsischen Hofmalers Lucas Cranach der Ältere und seiner Frau Barbara Brengebier geboren. Er wächst mit dem älteren Bruder Hans und den drei jüngeren Schwestern Barbara, Ursula und Anna in Wittenberg auf. Seine ersten Lebensjahre verbringt er in einem der Cranach-Häuser am Markt.

1517 erwirbt der Vater einen großen Hof in der heutigen Schlossstraße 1, den er für seine expandierende Malerwerkstatt ausbaut. Angeschlossen ist auch eine Apotheke. Lucas der Jüngere wächst in einem begüterten, im höfischen Milieu verankerten Haushalt, der von Wohlstand, Dynamik und Geschäftssinn geprägt ist, heran und gehört zur ersten Generation, die im neuen Glauben erzogen wird.

Lucas der Jüngere tritt, wie zuvor sein Bruder Hans, als Lehrling in die väterliche Werkstatt ein und beteiligt sich bald an der gesamten Bildproduktion. Erstmals aktenkundig wird er 1535 durch Lohnzahlungen für Arbeiten am Torgauer Schloss. Für die Herkunft der Gemälde der Cranach-Werkstatt bürgt eine Marke: die geflügelte Schlange. Individuelle Signaturen, an denen man hätte Vater, Söhne oder Mitarbeiter unterscheiden können, gibt es nur ausnahmsweise. Um 1537 erfolgt ein Signaturwechsel: Die Schlange trägt fortan liegende Flügel.

Eigentlich ist der Bruder Hans zum Nachfolger der Cranach-Werkstatt bestimmt. 1537 tritt er eine Studienreise nach Italien an, auf der er am 9. Oktober in Bologna einem „tödlichen Fieber“ erliegt. Die Nachricht versetzt alle in tiefe Trauer; sein Freund, der gleichaltrige Dichter Johannes Stigel, widmet ihm ein Trauergedicht. Von seinem großen Können zeugt das Porträt des Gregor Brück, das neben dem Schlangensignet unter einer Übermalung die Initialen HC trägt, ihm also zugeschrieben werden kann.

Seit dem Tod des Bruders ist Cranach der Jüngere zum Nachfolger und künftigen Hausvater der Familie bestimmt. 1541 heiratet er Barbara Brück, Tochter des einflussreichen kursächsischen Kanzlers Gregor Brück. Als sie 1550 an der Pest stirbt, vermählt er sich mit Magdalena Schurff, Tochter des kurfürstlichen Leibarztes und Freund Luthers, Augustin Schurff. Aus beiden Ehen gehen neun Kinder hervor, von denen vier früh sterben. Die Kinder Cranach des Jüngeren werden gut verheiratet und haben zahlreiche Nachkommen.

Das Jahr 1550 bringt eine tiefe Zäsur: Der Vater folgt nach langem Zögern dem 1547 im Schmalkaldischen Krieg vom Kaiser gefangen genommenen ernestinischen Kurfürsten Johann Friedrich nach Augsburg. Vor seinem Weggang regelt er sein Erbe, überlässt die Apotheke dem Schwiegersohn Caspar Pfreund und übergibt die Werkstatt seinem Sohn Lucas. Wohl um die Erinnerung an den Vater festzuhalten, malt Cranach der Jüngere sein Bildnis. 1553 stirbt Cranach der Ältere 81-jährig in Weimar im Hause seiner Tochter Barbara.

Cranach der Jüngere engagiert sich viele Jahre in der politischen Selbstverwaltung der Stadt. Als reicher Bürger Wittenbergs gehört er dem Ratskollegium an, wird Kämmerer und Bürgermeister. 1565 ernennt ihn der Kurfürst zum Landessteuereinnehmer. Geschickt vermehrt er das eigene Vermögen und den Immobilienbesitz, übernimmt zahlreiche Vormundschaften und engagiert sich für das Gemeinwohl. 1569 bestätigt der Kurfürst ihm das Recht auf Weinausschank, das die Stadt ihm wiederholt streitig zu machen suchte.

Auch wenn Cranach der Jüngere nicht zum Hofmaler ernannt wird, erhält er von den albertinischen Herrschern bedeutende Aufträge und bleibt der Maler der Kurfürsten. Über die schweren politischen und konfessionellen Konflikte hinweg hält er die Werkstatt auf gutem Niveau, wahrt die Kontinuität ihrer reformatorischen Bildproduktion und verhilft dem Epitaph wie dem Standesporträt zu großer Blüte. Erstaunlicherweise hat er kein Selbstbildnis hinterlassen, nur ein Rollenbildnis als Mundschenk in einem seiner Gemälde.

Am 25. Januar 1586 stirbt Lucas Cranach der Jüngere im Alter von 71 Jahren. Der Stadtpfarrer Georg Mylius hält die Leichenpredigt, lobt seinen christlichen Lebenswandel, seinen unermüdlichen politischen Einsatz und seine Kunst. Als „Erbe der Kunst und des Namens“ wie als „frommer Herr“ hat er in Wittenberg höchstes Ansehen genossen. Mit dem Verkauf eines Teils des künstlerischen Nachlasses im Jahr 1588 an die Dresdner Kunstkammer wird das Ende der Werkstatt, die sein Sohn Augustin fortführt, eingeläutet. (Quelle: cranach2015.de)