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Ausstellung Ausstellung: 800-jährige Ära wird dargestellt

Von Sabine Heimgärtner und Thomas Kunze 21.08.2006, 11:48
Restaurator Tilmann Krause justiert am 15.08.2006 beim Aufbau der Landesausstellungen von Sachsen-Anhalt «Heiliges Römisches Reich Deutscher Nation» im Kulturhistorischen Museum in Magdeburg eine Kirchenreliquie aus der Stauferzeit. (Foto: dpa)
Restaurator Tilmann Krause justiert am 15.08.2006 beim Aufbau der Landesausstellungen von Sachsen-Anhalt «Heiliges Römisches Reich Deutscher Nation» im Kulturhistorischen Museum in Magdeburg eine Kirchenreliquie aus der Stauferzeit. (Foto: dpa) dpa-Zentralbild

Berlin/Magdeburg/dpa. - Aus Anlass des 200. Jahrestages wird die mehr als800-jährige Ära des Reichs vom 28. August an erstmals in einer großenDoppelausstellung in Magdeburg und Berlin dargestellt - anhand vonzusammen rund 1100 historischen Schaustücken. «Es ist eineinzigartiges Projekt», sagt die Kuratorin der Berliner Schau, JuttaGötzmann. Und der Direktor des Kulturhistorischen Museums Magdeburg,Matthias Pule, schwärmt: «Eine solche Ausstellung über diegigantische Zeitspanne von 850 Jahren hat es noch nie gegeben.»

In Magdeburg wird unter dem Motto «Von Otto dem Großen bis zumAusgang des Mittelalters» die gesamte mittelalterlicheReichsgeschichte bis zu Maximilian I. nachgezeichnet. Derneuzeitliche Teil der Reichsgeschichte «Altes Reich und neue Staaten1495-1806» ist im Deutschen Historischen Museum in Berlinrepräsentiert. Die Doppelschau unter Schirmherrschaft vonBundespräsident Horst Köhler ist bis zum 10. Dezember zu sehen.

Seit 2002 sind beide Häuser mit den Vorbereitungen beschäftigt.«Von vornherein war klar, dass ein solches Großunternehmen nicht voneinem Museum allein geschultert werden kann», sagt Götzmann. DasBindeglied zwischen beiden Ausstellungen ist Maximilian. «InMagdeburg erscheint er als der letzte Ritter, in Berlin als Kaiser»,erläutert die Historikerin.

170 Museen aus 13 europäischen Ländern und den USA haben Leihgabenbereitgestellt. Die Kostbarkeiten der vom Europarat ausgezeichnetenAusstellung umfassen Goldschmiedearbeiten, Sakral-Utensilien,Grafiken, Gemälde, Skulpturen, Rüstungen, Münzen, Urkunden undBücher.

In Magdeburg ist auf 2000 Quadratmetern unter anderem die berühmteHeidelberger Liederhandschrift, der so genannte Codex Manesse, zusehen. Sie enthält prachtvolle Darstellungen des MinnedichtersWalther von der Vogelweide, des Tannhäusers und Kaiser Heinrichs VI..Weitere herausragende Objekte sind die aus Prag geschickte GoldeneBulle, das unter Karl IV. verfasste «Grundgesetz» des Reiches, unddie Magdeburger Elfenbeintafeln aus dem New Yorker MetropolitanMuseum.

In der Berliner Schau mit insgesamt 1500 QuadratmeternAusstellungsfläche wird zum Beispiel eine Bronzebüste Karls V. ausWindsor Castle gezeigt, die einst dem Herzog von Alba gehörte. Vonder österreichischen Burg Forchenstein kommt eine wertvolle Tischuhrin Form eines kaiserlichen Doppeladlers.

«Erst durch den Fall des Eisernen Vorhangs konnte man überhauptdaran denken, ein solches Thema, das geographisch heute große TeileEuropas umfasst, darunter Gebiete der früheren Ostblock-Staaten, zupräsentieren», betont Puhle. «Zudem hat sich das Nationalgefühlverändert, und wir stehen nicht mehr unter Nationalismusverdacht.»Noch vor zehn Jahren hätten zahlreiche europäische Staaten einProjekt «Heiliges Römisches Reich Deutscher Nation» argwöhnischaufgenommen. «Heute sind die Europäer in unserer Ausstellungversammelt, wir zeigen den großen historischen Bogen auf unddokumentieren in einer Abteilung auch die Nachwirkungen des Reichesauf die einzelnen Nationen im 19. und 20. Jahrhundert.»

«Die europäische Perspektive ist uns sehr wichtig», ergänztGötzmann. «Bei allen Unterschieden hatte das Heilige Römische Reichstrukturelle Ähnlichkeiten mit der Europäischen Union mit ihrerVielfalt der Nationen und Sprachen. Bei der Bewältigung der Problemekann der Rückblick auf die Geschichte helfen.»