Ausstellung Ausstellung: 650 antike Automaten auf Achse

Espelkamp/ddp. - Dort unterhält der AutomatenherstellerGauselmann eine der größten Sammlungen historischer Münzautomaten ausdem In- und Ausland. Rund 150 davon sind auf dem Firmengelände ineiner Dauerpräsentation zu sehen, gut 1000 weitere lagern wohlbehütetim Magazin. Warenspender, Musicboxen, Spiel- undGeschicklichkeitsgeräte oder Geldspielautomaten: Groß ist dieBandbreite der Geräte von der zweiten Hälfte des 19. bis in die 60erJahre des vergangenen Jahrhunderts.
Die Chance, diesen Bestand schlagartig gewaltig aufzustocken,ergab sich Anfang 2007, als der französische Sammler Jean ClaudeBaudot seine seit den 60er Jahren aufgebaute Automaten-Kollektion zumVerkauf anbot. Die Espelkamper Experten waren sofort Feuer undFlamme, wie die Leiterin der Sammlung, Monika Kokoska, berichtet.«Baudots Stücke passen wunderbar in unseren Bestand», schwärmt sie.Zahlreiche Slot-Machines des US-Herstellers Caille sind vonbesonderem Wert für das Gauselmann-Museum. Aber der Expertin haben esneben diversen nie gesehenen Raritäten auch andere Stücke angetan:«Besonders gefallen mir die Geschicklichkeitsautomaten, die mitunendlich viel Liebe zum Detail und in mechanischer Perfektionhergestellt worden sind.»
Als Kokoska zum ersten Sondierungsgespräch nach Frankreich reisteund dort den 72-jährigen Sammler Baudot traf, kam man sichgeschäftlich schnell näher. In Espelkamp fiel kurz darauf dieEntscheidung, einen siebenstelligen Betrag zu investieren. InFrankreich freute sich der Verkäufer, dass seine vielbeachtete undschon an prominenten Plätzen gezeigte Sammlung zusammenbleibt undkünftig in einem Museum präsentiert wird. Das hatte er zuvor eigensbesichtigt. Über den genauen Kaufpreis möchte Kokoska nicht sprechen,aber die Richtung weist ein Gutachten von 1993. Damals waren Baudotsmechanische Schätze auf sechs Millionen US-Dollar taxiert worden.
Im Juni ging der Handel über die Bühne. Und die Käufer ausEspelkamp standen in Südfrankreich vor der Herausforderung, diewertvolle Fracht nach Deutschland zu schaffen. 40 Tonnen brachte ihreLadung nach zweiwöchigem Packen und Registrieren schließlich auf dieWaage - inklusive Caille-Originalersatzteilen und Baudots kompletterWerkstatt.
Bei Gauselmann verschlingt jetzt die Sichtung der Stücke neben derüblichen Museumsarbeit viel Zeit. «Mit der Baudot-Sammlung haben wireine große Aufgabe übernommen», sagt Kokoska. Aber der Einsatz lohntsich, wie auch Bettina Rinke, Geschäftsführerin der MuseumsinitiativeOWL, betont. «Die Sammlung Gauselmann ist ohnehin bundesweit undinternational schon von überragender Bedeutung gewesen. Die steigertsich natürlich durch den Zukauf noch erheblich», sagt Rinke. Ausihrer Erfahrung weiß sie: «Wer immer in Deutschland einen Automatenfür Ausstellungszwecke benötigt, fragt zuerst in Espelkamp nach.»
Jedes Gerät wird vom Mechanikerteam gründlich gecheckt. In vielenFällen wartet Arbeit auf die Fachleute: Manche Mechanik bedarf derAuffrischung, und in dem einen oder anderen Holzgehäuse bohrt derWurm. Was mit den Automaten-Schmuckstücken nach ihrer Restaurierunggeschieht, ist noch offen. Schon denkt man bei Gauselmann darübernach, einen Teil der Sammlung künftig dauerhaft in Berlin zupräsentieren.
Und was macht Baudot? «Er hatte Tränen in den Augen. Und wirehrlich gesagt auch», erinnert sich Kokoska an die Übergabe desLebenswerks. Jetzt hofft die Museumsleiterin, dass der französischeGeschäftspartner bald erneut den Weg nach Espelkamp findet und nochviel über seine Sammlererfahrung berichten wird.