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Aurora Lacasa Aurora Lacasa: Wer ist die Frau die in den 70ern die Schlagerbühnen in der DDR eroberte?

Von Nikta Vahid 23.03.2017, 07:00
Karrierestart im „Oktoberklub“: Sängerin Aurora Lacasa
Karrierestart im „Oktoberklub“: Sängerin Aurora Lacasa MDR/Andreas Lander

Halle (Saale) - Dass sie eigentlich auf die Bühne gehört, wusste die gelernte Facharbeiterin für Maschinenbau schon lange vor „Weihnachten in Familie“. Wer ist die Frau, die in den 70ern die Schlagerbühnen im Osten eroberte und gemeinsam mit ihrem Mann Frank Schöbel und den Töchtern Dominique und Odette den Weihnachtsabend im DDR-Fernsehen bespielte? Am Freitag feiert die temperamentvolle Spanierin ihren 70. Geburtstag. Der MDR widmet der Schlagerfee ein 30-minütiges Porträt in der Reihe „Lebensläufe“.

MDR verspricht Einblicke in das Leben von Aurora Lacasa

„Folge deinem Stern“, so lautet der verheißungsvolle Titel der Episode, die seltene Einblicke in das Leben der Künstlerin verspricht. Die Filmemacherin Leonore Brandt begleitet Aurora Lacasa an die Orte ihrer Kindheit: Nach Paris, die Stadt, in der sie geboren wurde, zum Krankenhaus Hotel Dieu direkt gegenüber der Kathedrale Notre Dame. Und sie reist mit Lacasa ins spanische Katalonien, den Geburts- sowie Sterbeort der Mutter der Sängerin. Zu Wort kommen nicht nur eine Tochter und der Ex-Mann von Lacasa, sondern auch die Sängerin Barbara Thalheim.

Aurora Lacasa als Aschenputtel des DDR-Schlagers

Dass Aurora Lacasa einmal eine DDR-Biografie durchleben sollte, war alles andere als geplant. In Lacasas Geschichte ging es oft bergauf, aber mindestens genauso oft bergab. Der Schlager mag Drama mit Happy End - und bekommt es mit der Sängerin als Aschenputtel des DDR-Schlagers. Der MDR zeigt Lacasas Berg- und Talbahn und den Weg ihrer Emanzipation, angefangen bei der Flucht ihrer kommunistischen Eltern vor den spanischen Franco-Faschisten nach Paris. Dort, in der französischen Metropole, die für Leichtigkeit und Liebe steht, wird Aurora im Jahr 1947 geboren. In Paris hat es die Familie alles andere als leicht. Die Tochter wächst in ärmlichen Verhältnissen auf. Ihr Vater wird noch immer verfolgt und muss auch in der neuen Heimat versteckt im Untergrund leben. Es folgt ein erneuter Ortswechsel. Dieses Mal nach Budapest, wo die Familie fünf Jahre bleibt, bis der Vater, der mittlerweile für den sozialistischen Weltbund der Demokratischen Jugend arbeitet, in die DDR versetzt wird.

In Berlin-Pankow beziehen die Lacasas erstmals eine Wohnung, die groß genug für die Familie ist. Aurora geht zur Schule und macht einen Abschluss als Facharbeiterin, arbeitet daraufhin als Dolmetscherin für Spanisch und Französisch in der Industrie.

Aurora Lacasa landet eher zufällig beim „Oktoberklub“

Eher zufällig trifft sie auf den von der FDJ geförderten „Oktoberklub“ - singt vor und macht mit. Sie interpretiert spanische Kampflieder auf Spanisch und auf Deutsch; und kann ihren Durchbruch im Jahr 1973 verbuchen. Ihre Stimme bleibt nicht unentdeckt; die Talentsucher der ostdeutschen Schlager-Unterhaltung haben die zierliche Spanierin mit den Rehaugen bald im Visier. Sie findet ihren Platz auf der Bühne - und bald auch an der Seite ihres Kollegen Frank Schöbel, mit dem sie zwei Kinder bekommt. Gemeinsam mit Schöbel entsteht der Schallplatten-Klassiker „Weihnachten in Familie“.

Dann schlägt die Doku einen Bogen, erzählt von der Auszeit, die sich die Sängerin nimmt, von der Trennung von Schöbel im Jahr 1996 sowie von ihrem Neuanfang, neuer Liebe und dem endgültigen Abschied von der Schlagerwelt.

Lacasa blieb eine Künstlerin, die sich nicht den Mund verbieten lassen wollte. Eine, die sich heute klar gegen Rechts positioniert und offen sagt, dass sie die Ängste der „besorgten Bürger“ nicht nachvollziehen könne - weil es nichts gebe, wovor man sich fürchten müsse. (mz)

„Folge deinem Stern - die Sängerin Aurora Lacasa“ läuft am Donnerstag um 23.05 Uhr im MDR.