Auf Entdeckungstour mit Nelly Furtado

Berlin - 2012 erschien ihr Album „The Spirit Indestructible” - und dann war Nelly Furtado einfach weg. Abgetaucht. Aus der Öffentlichkeit verschwunden.
Jetzt ist die Sängerin wieder da und heimst auch gleich schon wieder Preise ein. Bei den Radio Regenbogen Awards in Rust wurde sie gerade als „Beste Künstlerin international” ausgezeichnet.
Und was hat die kanadische Sängerin mit den portugiesischen Wurzel die letzten viereinhalb Jahre so getrieben? Sie habe bewusst eine Pause gemacht und in dieser Zeit einige Jobs übernommen, unter anderem in einem Plattenladen”, sagte sie der Deutschen Presse-Agentur: „So ist mir bewusst geworden, warum und für wen ich eigentlich Musik mache.”
Ungewöhnliche Wege gehen, sich hinterfragen und gestärkt aus einer Krise zurückkehren - Nelly Furtado hatte schon immer ihren ganz eigenen Kopf. Auch musikalisch. Auf ihren an Folk und Pop orientierten Erfolgen der Anfangsjahre mochte sich die Sängerin nie ausruhen, die schon bald Rock, Hip-Hop, Latin Music oder R&B in ihren Songs zuließ.
Dieses sprunghafte Pop-Patchwork hat es ihren Fans nicht immer ganz einfach gemacht, lässt aber jedes neue Album von Nelly Furtado zu einem Abenteuer werden. Diese Achterbahnfahrt über Genre-Grenzen hinweg kennzeichnet auch ihr neues Album „The Ride”. „Für mich ist Musik eine grenzenlose Entdeckungstour”, sagte sie einmal im Interview mit der Deutschen Presse-Agentur.
Und auf „The Ride” - das man im weitesten Sinne unter Elektro-Pop einsortieren kann - gibt es viel zu entdecken. Über einem stampfenden Rhythmus sucht sich ein bohrender Synthie-Bass in dem spannungsgeladenen „Cold Hard Truth” seinen erdenschweren Weg, um sich von Zeit zu Zeit in luftigem Pop aufzulösen. Die kalte und harte Wahrheit ist, dass man sich manchmal von bestimmten Menschen oder Dingen trennen muss - und es dann trotzdem irgendwie schaffen kann.
Der Schnitt ist gemacht - danach ist alles möglich. Der dunkle Bass schleicht auch durch „Flatline”, aber die Noten bekommen einer heller schimmernden Glanz. Vom Dunkel ins Licht führt hier der Weg. So ist das Leben - ein ständiges Auf und Ab.
Zwischen diese extrem körperbetonten Elektro-Tracks hat Nelly Furtado auch einige Piano-Balladen („Carnival Games”, „Phoenix”) geschoben, lässt sie „Pipe Dreams” auf einem Hammondorgel-Teppich mit Gospel-Flair davonschweben, fordert der Song „Tap Dancing” zum Engtanz heraus und ist „The Right Road” mit orientalisch anmutenden Streichern verziert. Und mit „Sticks And Stones” finden auch Ohrwürmer ihren Platz.
Beim Arrangement hat sich Produzent John Congleton (St. Vincent, Goldfrapp) manchmal zwar ein bisschen arg verkünstelt und durch flirrende Sound-Aperçus den Gesang zuweilen in die zweite Reihe gedrückt, dafür aber gibt es im Gegenzug auch ein Maximum an Abwechslung - jede Menge Twists, Tempowechsel, sanfte Passage und wilde Ritte. Mit Nelly Furtado ist wieder zu rechnen. (dpa)