Arslan mit "Helle Nächte" im Bären-Wettbewerb

Berlin - Mit Thomas Arslans „Helle Nächte” ist am Montag der erste deutsche Film im Berlinale-Wettbewerb gestartet. Das Publikum nahm das streng komponierte Roadmovie in einer ersten Pressevorstellung mit freundlichem Applaus auf. Arslan, Vertreter der international beachteten Film-Stilrichtung Berliner Schule, erzählt in seinem Drama von einer schwierigen Vater-Sohn-Beziehung.
Der österreichische Schauspieler Georg Friedrich, der bei der Berlinale bereits in Josef Haders Regiedebüt „Wilde Maus” zu sehen war, spielt einen Vater, der nach langen Jahren der Trennung versucht, wieder eine Beziehung zu seinem Sohn aufzubauen. Der 14-Jährige wird von Tristan Göbel, Star aus dem Kinofilm „Tschick”, gespielt. Auf einer Reise durch Norwegen prallen die unterschiedlichen Lebenswelten von Vater Michael und Sohn Luis aufeinander.
Der im hohen Norden gedrehte Film nutzt die weite Landschaft Norwegens als Spiegel für die Seelennöte seiner Figuren. Arslans Film erzählt - für die Berliner Schule typisch - keine spektakuläre Geschichte. Ihm geht es vielmehr um die genaue und behutsame Beobachtung seiner Filmfiguren - die sehr langsam aufgebaute Erzählung wirkt dadurch teils spröde und für den Zuschauer zunächst wenig zugänglich. Nur ganz unmerklich entwickeln sich die Charaktere. Das Ende des Beziehungsdramas muss offen bleiben.
„Michael ist jemand, der es versäumt hat, sich nach der Trennung von seiner Frau und dem Zerfall der Familie entsprechend um seinen Sohn zu kümmern”, sagte Arslan im Interview der Deutschen Presse-Agentur. „Das hat dann dazu geführt, dass sie gar keinen Kontakt mehr haben. Das gibt es ja häufiger”, so Arslan.
„Michael hatte selbst ein ähnlich schwieriges Verhältnis zu seinem Vater. Und um diese Form von Wiederholung zu durchbrechen, schlägt Michael diese Reise vor.” Schauspieler Georg Friedrich („Wild”) habe er für die Vater-Rolle schon ziemlich früh im Sinn gehabt, so Arslan zur Auswahl seiner Hauptdarsteller. „Für die Rolle des Jugendlichen haben wir ein umfangreiches Casting gemacht - und da war Tristan Göbel ganz deutlich der Beste.”
Arslan, Sohn deutsch-türkischer Eltern, war bereits mehrfach mit seinen Filmen zur Berlinale eingeladen. Zuletzt war er 2013 mit dem Western „Gold” mit Nina Hoss in der Hauptrolle im Bären-Rennen. Als zweiter deutscher Film geht am Dienstag Andres Veiels Dokumentation „Beuys” ins Rennen. Altmeister Volker Schlöndorff schickt am Mittwoch seinen Liebesfilm „Rückkehr nach Montauk” mit Nina Hoss und Stellan Skarsgard in den Wettbewerb.
Am Montag stand auf dem Wettbewerbsprogramm auch Sally Potters hochkarätig besetzte Gesellschaftssatire „The Party” - neben Kristin Scott Thomas ist darin auch der Schweizer Schauspieler Bruno Ganz zu sehen. Ganz wird zum Ende des Festivals auch noch einen Auftritt in dem in der Special-Reihe gezeigten Drama „In Zeiten des abnehmenden Lichts” haben.
Fans der Schauspielerin Penélope Cruz wurden am Montag dagegen enttäuscht. Die Spanierin sagte ihren Berlinale-Besuch ab. Grund dafür sei eine kurzfristige Drehplanänderung bei einem neuen Film, teilte das Festival mit. Cruz wollte in Berlin mit dem Filmteam von Oscar-Preisträger Fernando Trueba auftreten, der als Special-Gala seine Film-im-Film-Komödie „Die Königin von Spanien” vorstellt. (dpa)
