ARD-Talkshow "Hart aber fair" ARD-Talkshow "Hart aber fair": Schwarz-Rot bei Plasberg bevorzugt

Halle (Saale)/Köln/MZ - Zum Schluss hat es Katrin Göring-Eckardt bei „Hart aber fair“ in der ARD am Montagabend dann mit einer Frage versucht. Was die große Koalition denn nun vorhabe mit dem Breitbandausbau fürs Internet, wollte die Grünen-Fraktionschefin wissen und fügte noch ein, zwei Nebensätze an. Politikertrick, hatte Plasberg gleich erkannt. „Das ist aber eine lange Frage“, stellte er fest und schnitt Göring-Eckardt damit das Wort ab.
Schließlich musste unbedingt noch ein Schlusswort von Thomas Oppermann sein, dem SPD-Fraktionsgeschäftsführer und vielleicht künftigen Minister. Der hatte zwar zuvor schon gefühlt fast die ganze Sendung lang geredet, mit größeren Unterbrechungen durch die geschäftsführende Arbeits- und vermutlich künftige Irgendetwas-Anderes-Ministerin Ursula von der Leyen. Aber der Titel der Sendung war ja „Das große Koalitions-Zittern – ob’s den Genossen gefällt?“ und dazu hatte Oppermann zwar schon viel, aber nicht alles gesagt. In der letzten Antwort dann ließ der SPD-Mann noch die nachrichtentaugliche Prognose hören, der SPD-Mitgliederentscheid werde eine Mehrheit von 70 Prozent oder mehr für den Koalitionsvertrag bringen. Ein „deutliches Votum“ nannte Oppermann das und Plasberg freute sich über die Quote.
Diskussion um Mitgliederentscheid
Lange hatte die Runde zuvor über Sinn, Unsinn und Zulässigkeit des Mitgliederentscheids diskutiert, den Oppermann „eine fantastische Idee“ und von der Leyen akzeptabel fand. Von Göring-Eckardt gab es ein „prima“ – allerdings nur fast: Sie warf der Ministerin Hasenfüßigkeit vor, weil die sich nicht traue, vor Ende der Abstimmung Kabinettszuschnitte zu benennen. So gut gefiel ihr dieser Hinweis, dass sie ihn in einer zweiten Sprechzuteilungszeit wiederholte. Da war noch nicht klar, dass ihre Zeit sehr begrenzt sein würde.
Plasberg schloss sich beim Mitgliederentscheid der Skepsis seiner ZDF-Moderatorenkollegin Marietta Slomka an, deren Interview mit SPD-Chef Sigmar Gabriel am Donnerstagabend beim Thema Verfassungsmäßigkeit eskaliert war. Slomka berief sich auf Verfassungsrechtler, Plasberg ließ vorrechnen, dass bei geringer Wahlbeteiligung man statt den Genossen auch die Kleinstadt Ibbenbüren um ihr Votum fragen könnte. In Ibbenbüren liegt übrigens eines der noch aktiven Steinkohlebergwerke. Möglicherweise ist man dort ganz zufrieden mit dem Koalitionsvertrag.
Was wiederum wohl den Journalisten Tichy verzweifeln lassen würde, der sich nicht recht entscheiden konnte. Er befand einerseits, der Koalitionsvertrag sei nur Getöse und keine echte Politik, beschwerte sich aber gleichzeitig darüber, dass nur die SPD-Mitglieder darüber entscheiden dürfen und forderte die dann außerdem auf, den Vertrag doch bitteschön abzulehnen.
Von der Leyen übrigens sah sich interessanterweise gleich in ihrer ersten Antwort genötigt, darzulegen, warum die CDU ihre Mitglieder nicht über den Koalitionsvertrag abstimmen lässt. Gefragt hatte die Ministerin das niemand.
Beschlüsse zu Lasten der jungen Generation
Nachdem dann Oppermann und von der Leyen sich großkoalitionär über ein Ja des Mitgliedervotums einig waren, kam die dazu und zum Sendungstitel passende Opposition von einem Seitentisch: Norbert Kustin vom SPD-Ortsverband Berlin-Spandau kündigte sein Nein an und auch gleich das des ganzen Ortsverbands. Denn das wirkliche Problem der Armutsbekämpfung werde nicht angegangen. Dazu seien Steuererhöhungen und eine Belastung der Reichen nötig. Die Empfehlung von Oppermann, doch noch mal über das Nein nachzudenken, lehnte er ab. Er sei ein „zorniges Mitglied“, so hatte Plasberg Kustin angekündigt. Ein zorniges Mitglied mit Umgangsformen – am Ende entschuldigte sich Kustin bei Oppermann.
Es ging dann noch ein wenig um die Inhalte. Grüne und Linke durften kurz sprechen und warfen der künftigen Koalition vor, Beschlüsse zu Lasten der jungen Generation gefasst zu haben. Linken-Politikerin Kipping wollte dies auch mit anderen Themen als der Rente belegen. „Portionsweise, keinen Parforceritt“, belehrte sie Plasberg. Kipping verlegte sich fortan aufs Zwischenrufen. Göring-Eckardt bekam Aufmerksamkeit als sie die absurde Koalitionsvertrags-Passage zitierte: „Die Koalition bekennt sich zum Bau des Flughafens Berlin-Brandenburg.“ Sie habe „immer gedacht, das Ding soll fertig werden“, merkte Göring-Eckardt an.
Und als Plasberg sie auf eine vertrauliche Anrede Oppermanns ansprach, reagierte sie prompt: „Wir siezen uns jetzt, damit das ordentlich läuft“, sagte sie. „Frau Göring-Eckardt“, sagte Oppermann ganz ohne Mühe. „Herr Oppermann“, sagte Göring-Eckardt und lachte.