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ARD-"Markencheck" Nestlé ARD-"Markencheck" Nestlé: Wie Maggi die Welt regiert

Von Christine Meyer 21.09.2015, 19:53
Diese Testesser haben sich ausschließlich von Nestlé-Produkten ernährt.
Diese Testesser haben sich ausschließlich von Nestlé-Produkten ernährt. WDR/Klaus Görgen Lizenz

Köln - Herta Wurst, Wagner Pizza, Buitoni Nudeln, Kitkat Schokoriegel und auch Maggi: Hinter all diesen Marken steckt Nestlé. Die ARD fühlt in zwei Teilen des „Markencheck“ am Montagabend dem Lebensmittelgiganten aus der Schweiz auf den Zahn. Ob der Wohlfühl-Slogan „Good Food, Good Life“ wirklich greift, sollen Testpersonen herausfinden.

Sechs Konsumenten mit unterschiedlichem Körperumfang, unterschiedlicher Fitness und unterschiedlichen Essgewohnheiten werden in ein Camp im Sauerland gesteckt. Hier herrscht ständige Überwachung wie bei „Big Brother“, die Testesser dürfen sich ausschließlich von Nestlé-Produkten ernähren. Angeliefert werden die Lebensmittel wenig appetitlich in riesigen Kartons, im Haus wartet bereits die Mikrowelle.

Das Szenario kontrastiert - nicht ganz unoriginell - mit dem „Raum der verbotenen Früchte“. Dabei handelt es sich um ein Gewächshäuschen mit frischem Gemüse und Obst.

Der Preistest fällt erwartbar aus: Obwohl der Konzern damit wirbt, günstig zu sein, lassen sich so gut wie alle Nestlé-Marken durch Discounter-Ware ersetzen, die weniger als die Hälfte kosten. Lion ist dann eben ein Tiger-Riegel, Schöllers Kaktus-Eis hat eine andere Farbanordnung und die Babymilch ist in der Zusammensetzung identisch.

Geschmacklich ist das Ergebnis weniger eindeutig. Einige mögen die Imitate lieber, bei anderen Produkten siegt Nestlé. Ein Geschmackstest mit lediglich zehn Produkten ist wenig aussagekräftig.

Nation auf Maggi geeicht

Viele von uns wachsen seit Generationen mit Maggi-Produkten auf, besonders die Würze aus der Flasche kennt jeder. Oder wie einer der Camp-Insassen feststellt: Wir werden von Kindheit an auf Maggi-Geschmack geprägt. Wie gut das Nestlé-Marketing tatsächlich funktioniert, lässt sich erstaunlicherweise in Ghana feststellen. Hier ist eine ganze Generation auf Maggi geeicht, die Firma wird für afrikanisch gehalten, Pulver oder braune Brühe haben traditionelle Gewürze und Knoblauch fast vollständig verdrängt.

Wenn es nur das wäre: Wie dramatisch Nestlé in das Alltagsleben der Bevölkerung in Entwicklungs- und Schwellenländern eingreift, zeigt der „Markencheck“ am Beispiel Wasser. „Wir geben den Menschen, was sie wollen“, sagt ein Nestlé-Sprecher. Aber, oh Wunder, dahinter stecken gar keine hehren Motive. Denn es geht um Profit, wer hätte das gedacht. Der örtlichen Bevölkerung wird der Zugang zu sauberem Wasser verwehrt, letztlich zahlt sie viel Geld für Wasser aus dem eigenen Boden, das Nestlé im Supermarkt in Flaschen anbietet.

Hunde sterben durch verunreinigtes Tierfutter

Ach ja, und dann wären da noch die Hunde. Auf die Tränendrüse drückt der „Markencheck“, als es um angeblich verunreinigtes Hundefutter in den USA geht. Verzweifelte Besitzer klagen gegen den Konzern, der Arsen und Blei in Produkte der Marke „Beneful“ gemischt haben soll. Der Tod der Vierbeiner ist traurig – aber taugt Hundefutter, um Zweifel an der Qualität einer riesigen Lebensmittel-Palette zu schüren? Im Fairness-Test gibt es zumindest einen Punktabzug für Nestlé.

Spannend wird es wieder, als es um die Gesundheitseffekte der Fertignahrung geht. Die Testesser fühlen sich nach einigen Tagen müde und leiden unter Verstopfung. Und der „Raum der verbotenen Früchte“ wurde auch geplündert. Wer ist der Täter? Das erfahren wir in Teil 2 des Markenchecks in einer Woche.