ARD ARD: Kaltes Feuer
Halle (Saale)/MZ. - Es dauert eine Weile, bis sich die Bedeutung des Titels erschließt. Erst spät wird klar, dass Judith, die weibliche Hauptfigur, von innen verzehrt wird. Zunächst versucht sie, den innerlichen Brand mit Eiswürfeln zu bekämpfen, später will sie ihn mit einem Eisbad für immer löschen. Linderung jedoch erfolgt erst, als sie ihr Schicksal selbst in die Hand nimmt, denn die juristische Gerechtigkeit wird ihr vorenthalten.
Dabei ist der Fall klar: Nach einem ausgelassenen Tanzabend lässt Judith (Maja Schöne) es zu, dass ihr Tanzpartner (Wotan Wilke Möhring), eine Zufallsbekanntschaft, sie ein Stück begleitet. Urplötzlich schlägt sein stilvolles Flirten in Gewalttätigkeit um. Der Mann missbraucht sie, lässt sie am Flussufer liegen und kommt auch noch ungeschoren davon: Ralph Nester ist ein angesehener Bürger, er leitet eine Privatklinik und hat Familie. Da die Vergewaltigung nicht bewiesen werden kann, steht Aussage gegen Aussage.
Brigitte Maria Bertele inszeniert dieses Drama ruhig und unauffällig, findet aber immer wieder Bilder, die wie eingefroren wirken und Judiths seelische Situation perfekt illustrieren. In einer dieser sorgfältig komponierten Einstellungen nutzt sie einen einfachen, aber wirkungsvollen Spiegeltrick: Judith bekommt Besuch von Georg, ihrem Freund (Mark Waschke), von dem sie sich nach der Vergewaltigung getrennt hat. Ein Spiegelbild verdoppelt seine Präsenz; aus Zuschauersicht sieht es so aus, als sei Judith von Georg umzingelt (Bildgestaltung: Hans Fromm).
Neben der unerhörten Geschichte (Buch: Johanna Stuttmann) sind es vor allem die Schauspieler, die dafür sorgen, dass man großen Anteil an Judiths Wechselbad der Gefühle nimmt. Schauspielerisch bietet die Hauptrolle Maja Schöne die Gelegenheit, von Niedergeschlagenheit bis zu Wut ein breites emotionales Spektrum auszukosten. Aber auch die Rollen von Waschke und Möhring sind alles andere als eindimensional.
"Der Brand" läuft Donnerstag um 23.45 Uhr im Ersten.