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ARD-Doku ARD-Doku: Fall Pascal wird noch einmal aufgerollt

25.07.2010, 13:37
Die geschlossene «Tosa»-Klause neben dem Bahnhof in Saarbrücken-Burbach, in der 2001 der kleine Pascal von mehreren Männern sexuell missbraucht und getötet worden sein soll (Archivfoto vom 18.11.2002). (FOTO: DPA)
Die geschlossene «Tosa»-Klause neben dem Bahnhof in Saarbrücken-Burbach, in der 2001 der kleine Pascal von mehreren Männern sexuell missbraucht und getötet worden sein soll (Archivfoto vom 18.11.2002). (FOTO: DPA) Becker & Bredel

Berlin/dpa. - Es passiert am 30. September 2001, mitten im Kirmesrummeldes Saarbrücker Stadtteils Burbach. Es gibt später einen großenProzess um Kindesmissbrauch und Kindstötung, doch am Ende stehenzwölf Freisprüche. Die ARD zeigt an diesem Montag (21.00 Uhr) inihrer Reihe «Die großen Kriminalfälle» die erschütterndeDokumentation «Ein Kind verschwindet - der Fall Pascal».

Pascal, Sohn einer Küchenhilfe und eines mehrfach vorbestraftenAlkoholikers ist «e hübsch' Bübche», wie Zeugen im Prozess sagen. Erist 1,10 Meter groß und schlank. Er hat eine Zahnlücke im Mund undallerlei Unsinn im Kopf, wie das bei Kindern in diesem Alter eben soist. Trotz einer Suche mit Hundertschaften von Polizisten, Tauchern,Hubschraubern und vielen Freiwilligen aus der Bevölkerung wird Pascalim Herbst 2001 nicht gefunden. Sein Verschwinden ist ein Rätsel.

Erst zwei Jahre nach der Suche gibt es eine erste Spur. Sie führtin die «Tosa-Klause», eine kleine Kneipe in Saarbrücken-Burbach. Wasjetzt beginnt, ist quälend. Sicher ist nur: um 16.50 Uhr am 30.9.2001wird der Junge in der Nähe der «Tosa-Klause» gesehen. Danach fehltjede Spur von ihm, nicht einmal sein Fahrrad wird gefunden. Obwohl esHinweise auf eine Kiesgrube in Frankreich gibt, wo die Leiche desJungen hingebracht worden sein soll, bleibt alles mysteriös.

Am Wahrheitsgehalt vieler Aussagen, die den Fall als widerwärtigesVerbrechen an einem wehrlosen Kind erscheinen lassen, entzündet sichein Streit. Fünf von zwölf Angeklagten legen Geständnisse ab - danachwäre ein Hinterzimmer der «Tosa-Klause» der Tatort: Pascal sei dortmehrfach vergewaltigt, dann getötet und schließlich in einem blauenMüllsack abtransportiert worden, so die Staatsanwaltschaft.

Die Angeklagten widerrufen jedoch ihre Geständnisse, manche sogarmehrfach, so dass das Dickicht der Aussagen für die Richter desLandgerichts Saarbrücken immer undurchdringlicher wird. Problem: DieAngeklagten werden durch massive suggestive Vorhalte im Verhör dazugebracht, Vorgaben von Ermittlern zu bestätigen - die «Geständnisse»sind damit oft wertlos. Der Bundesgerichtshof (BGH) wird die Urteile,sprich: Freisprüche, später bestätigen.

Die ARD beschreibt ihre Doku wie folgt: «Auch wenn der Fall Pascalnie gelöst wurde, so gibt es ein Vermächtnis des Kindes PascalZimmer. Von diesem Vermächtnis und einem ungelösten Fall, der intiefe menschliche Abgründe führt, handelt der Film ...»

Das Fahndungsfoto der Polizei zeigt den damals fünf jährigen Pascal aus Saarbrücken-Burbach (undatiertes Archivfoto). (FOTO: DPA)
Das Fahndungsfoto der Polizei zeigt den damals fünf jährigen Pascal aus Saarbrücken-Burbach (undatiertes Archivfoto). (FOTO: DPA)
dpa