Archäologie Archäologie: Streit um Himmelsscheibe und Berliner Goldhut geht weiter

Nebra/Berlin/dpa. - Im langen Streit von Experten umarchäologische Kostbarkeiten ist vorerst vermutlich kein Ende inSicht. Dabei geht es um die 3600 Jahre alte Himmelsscheibe von Nebra(Burgenlandkreis) und den 3000 Jahre alten Berliner Goldhut. DerArchäologieprofessor Peter Schauer aus Regensburg ist der Meinung, die beiden Funde sind nicht echt: «Der Goldhut ist eine Fälschung undwurde aus Walzgold industriell gefertigt, im Röntgenbild ist dasdeutlich zu sehen.» Bei dieser Art der Vergoldung, dem Walzgold, wirdeine dünne Goldplatte auf eine Grundmetallplatte warm aufgewalzt.
Der Wissenschaftler aus Bayern hatte außerdem bereits im Jahr 2005öffentlich erklärt, auch die 3600 Jahre alte Himmelsscheibe von Nebraist kein Original. «Warum Herr Schauer nach zehn Jahren jetzt auchbeim Goldhut eine Fälschung postuliert ist mir rätselhaft. Bei derHimmelsscheibe wurden seine Behauptungen durch dienaturwissenschaftlichen Analysen eindeutig widerlegt», hält Sachsen-Anhalts Landesarchäologe Harald Meller dagegen. Der Goldhut, 74,5Zentimeter hoch, wurde den Angaben zufolge 1996 vom Museums für Vor-und Frühgeschichte in Berlin für umgerechnet rund 750 000 Euro ausSteuergeldern aus Schweizer Privatbesitz erworben.
Fest steht: die Himmelsscheibe und der Goldhut gehören zu denwenigen archäologischen Funden aus der Bronzezeit, die Symbole haben.Das war laut Experten damals eher selten der Fall. Allerdings gehenbei der Deutung der beiden Funde die Meinungen der Wissenschaftlerauch auseinander. Die Himmelsscheibe gilt nach Ansicht vonArchäologen als die älteste konkrete Himmelsabbildung der Welt undals ein kombinierter Mond- und Sonnenkalender. Mit der Sonne wurdevon den Menschen der Tag und das Jahr bestimmt, mit dem Mond derMonat, erklärt Sachsen-Anhalts Landesarchäologe.
Dagegen wird dem Goldhut nach Expertenmeinung kaum eineastronomische Bedeutung beigemessen. «Die Punkte und strahlenförmigenSymbole auf dem Goldhut sind Verzierungen ohne erkennbaren Sinn. EinKalender muss sich aber dem Benutzer einfach und klar erschließen»,meint der Astronom Wolfhard Schlosser von der Ruhr-Universität Bochum(Nordrhein-Westfalen).
Die zwei Kilogramm schwere, runde Himmelsscheibe ausBronze zeigt als Goldauflagen Horizontbögen, ein Schiff, Mond, Sonneund Sterne sowie als Ansammlung von sieben Goldpunkten denSternenhaufen der Plejaden in der Konstellation wie vor 3600 Jahren.Der prähistorische Schatz war 1999 auf dem Mittelberg bei Nebra beiillegalen archäologischen Grabungen gefunden und unterschlagenworden. Die Polizei und Sachsen-Anhalts Landesarchäologe Mellersicherten den Schatz im Februar 2002 bei einer fingiertenVerkaufsaktion in einem Hotel in Basel (Schweiz).