Archäologie Archäologie: Ägypten will die schönste Frau der Welt zurück

Kairo/Berlin/dpa. - Ägypten will in der kommenden Woche offiziell die Rückgabe der Nofretete-Büste aus Berlin fordern. «Wir werden die Nofretete nächste Woche zurückfordern, wir diskutieren jetzt nicht mehr darüber, ob wir dies tun, sondern nur noch darüber,wie diese Forderung formuliert werden soll», sagte derGeneralsekretär der ägyptischen Altertümerverwaltung, Zahi Hawass, am Donnerstag in Kairo. Die Nofretete-Büste ist seit vergangenen Herbst das Glanzstück im wiedereröffneten Neuen Museum auf der Berliner Museumsinsel.
Hawass zeigte sich beleidigt, dass die Stiftung PreußischerKulturbesitz die Statue nicht für die in anderthalb Jahren geplanteEröffnung des Echnaton-Museums in der Provinz Minia an Ägyptenausleihen will. «Wir respektieren Vereinbarungen, wir sindschließlich nicht die Piraten aus der Karibik», erklärte Hawass.Seine Behörde werde sich weder ausgeliehene Altertümer unter denNagel reißen, noch sei eine Beschädigung der mehr als 3000 Jahrealten Büste zu befürchten.
Hawass ist der Ansicht, dass Ludwig Borchardt, der die Büste derGattin Pharao Echnatons 1912 in Tell al-Amarna ausgegraben hatte, die Verantwortlichen in Kairo damals hinters Licht geführt hat. Der deutsche Archäologe habe dadurch sicherstellen wollen, dass die von Bildhauer Thutmosis geschaffene Büste nach Deutschland kommt. In Berlin wird diese Täuschungsabsicht bestritten. Die Stiftung Preußischer Kulturbesitz war am Donnerstag für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.
Hawass betonte, mit der für 2013 vereinbarten Ausleihe der Statuedes Wesirs Hemiunu aus dem Hildesheimer Roemer- und Pelizaeus-Museumhabe der Fall Nofretete nichts zu tun. «Hemiunu hat Ägypten auflegalem Wege verlassen», sagte er. Trotzdem sei er der Meinung, dassauch die lebensgroße Statue Hemiunus, der als Architekt der Cheops-Pyramide in Giza gilt, eigentlich in Ägypten ausgestellt werdensolle. «Wir könnten dem Museum in Hildesheim dafür ein anderes Stückvon vergleichbarer Bedeutung anbieten», schlug Hawass vor. Das Museumhat die Rückgabe seines Glanzstücks an Ägypten jedoch bislang genausoabgelehnt wie das Ägyptische Museum, das stets betont, die fragileNofretete werde Berlin nie mehr verlassen.
Der ägyptische Chef-Archäologe, dessen Markenzeichen ein lässigerIndiana-Jones-Hut ist, will den Hemiunu erst einmal für die Eröffnungeines derzeit noch im Bau befindlichen großen neuen Museums in derNähe der Pyramiden von Giza ausleihen. Dieses Museum werde neueMaßstäbe setzen, schwärmte er, «so wie einst der Bau des Assuan-Staudamms».
Zu den aktuellen Lieblingsprojekten des «Mr. Pharao» zählen dieSuche nach dem Grab der Kleopatra und die Ausgrabungen in derUmgebung der Stufenpyramide von Sakkara. In Sakkara bei Kairo warenseinen Angaben zufolge erst vor einigen Tagen wieder zwei mitfarbigen Reliefs ausgeschmückte Gräber aus dem Alten Reich freigelegtworden. In Taposiris Magna (heute Abu Sir) westlich von Alexandriahatten Archäologen in den vergangenen Monaten zahlreiche interessanteFunde gemacht. Das dort von der Grabungsleiterin und von Hawassvermutete Doppelgrab von Königin Kleopatra und ihrem Gatten Marcus Antonius wurde aber noch nicht entdeckt.