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Archäologie Archäologie: 3400 Jahre altes Bronzeschwert entdeckt

Von ANNE BÖTTGER 17.05.2011, 11:34
Ein Schwert aus der Zeit von 1400 v. Chr. wird im Landesmuseum für Vorgeschichte in Halle (Saale) vorgestellt. (FOTO: DPA)
Ein Schwert aus der Zeit von 1400 v. Chr. wird im Landesmuseum für Vorgeschichte in Halle (Saale) vorgestellt. (FOTO: DPA) dpa-Zentralbild

Halle (Saale)/MZ. - Dass Suchen und Finden zusammengehören, hatte seinerzeit schon Lukas im Evangelium des Neuen Testaments gepredigt. "Wer da bittet, der nimmt; und wer da suchet, der findet" heißt es in der Bibel. Ein Satz, den die Archäologen vom Landesamt für Denkmalschutz Sachsen-Anhalt ohne weiteres in ihren Abschlussbericht zu den Ausgrabungen an der ICE-Neubaustrecke Erfurt-Halle-Leipzig übernehmen könnten. 17 Jahre lang haben sich die Forscher entlang der Trasse quer durch den Süden Sachsen-Anhalts gegraben, nach Relikten gesucht und auch welche gefunden. Nun haben sie ihre Feldarbeit beendet.

Weit mehr als 400 000 Fundstücke konnten die Archäologen ans Tageslicht holen. Auf 64 Kilometer Streckenführung (vom Burgenlandkreis bis nach Halle) untersuchten sie knapp 140 Hektar. "Etwa 1 070 Bestattungen geben Zeugnis von der dichten Besiedlung des Gebietes über die letzten 7 000 Jahre hinweg", erklärt Projektleiter Matthias Becker.

Aus einem solchen Grab in der Nähe von Oechlitz (Saalekreis) stammt zum Beispiel ein 3 400 Jahre altes Bronzeschwert. Die 35 Zentimeter lange Waffe lag als Beigabe im Grab eines Mannes im Alter zwischen 30 und 40 Jahren. "Es handelt sich um eine gehobene Bestattung, vielleicht ein Häuptling", sagt Landesmuseumssprecher Alfred Reichenberger. Die Archäologen hatten das Schwert 2009 gefunden, den Fund erst jetzt bekanntgegeben.

Ein weiterer Fund: Unter dem Örtchen Wennungen (Burgenlandkreis) entdeckten die Forscher eine großflächige Siedlung aus der späten Bronzezeit (1 200 bis 800 v. Chr.) oder frühen Eisenzeit (800 bis 500 v. Chr.), die etwa so groß wie die heutige Innenstadt von Halle gewesen sein muss. "Funde aus Siedlungsgruben ermöglichen uns einen Einblick in das Alltagsleben der Bewohner", sagt Projektleiter Matthias Becker. Auch die Reste der Menschen selbst bieten kulturgeschichtliche Einblicke: Zwischen Oechlitz und Langeneichstädt (Saalekreis) fanden die Archäologen das 4 400 alte Grab einer gehbehinderten Frau. "Zu Lebzeiten war diese Frau jahrelang auf die Fürsorge ihrer Dorfgemeinschaft angewiesen. Die Menschen haben sie gepflegt", sagt Becker. "Siedlungsdichte, -größe und Infrastruktur in Mitteldeutschland müssen nach unseren Funden neu betrachtet werden."

Zunächst aber gilt es, das Gefundene auszuwerten. "Das wird dauern. Möglicherweise werden sie in Master- oder Doktorarbeiten beschrieben und eingeordnet", erklärt der Projektleiter. Ein Teil der Fundstücke wird vom kommenden Jahr an in der Dauerausstellung des Landesmuseums für Vorgeschichte zu sehen sein. Damit haben die Archäologen weniger zu tun. Sie werden dann schon wieder suchen, um noch mehr zu finden.