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Antisemitismus Antisemitismus: Broder entschudligt sich für -Vergleich

13.01.2013, 18:39

Berlin/dpa. - In einem Beitrag, der am Freitagabend bei „Welt online“ veröffentlicht wurde, nahm Broder seinen Vergleich zwischen Augstein und dem Herausgeber des Nazi-Hetzblattes „Der Stürmer“, Julius Streicher, zurück. „Das war vollends daneben“, schrieb Broder.

„Es ist jetzt alles gesagt“, sagte Broder der Zeitung „Sonntag Aktuell“. Augstein wird von dem Blatt mit den Worten zitiert: „Ich bin gar nicht so traurig, wenn das Thema nun bald da landet, wo es hingehört: im Orkus ...“. Allerdings stellte Augstein am Sonntagabend in einer Pressemitteilung klar, dass er damit Broders Entschuldigung nicht akzeptiert habe.

Vielmehr habe er lediglich eine Interviewanfrage abgelehnt. „Diese Mail ist ohne mein Wissen und Einverständnis veröffentlicht worden“, erklärte Augstein. Der Autor der Zeitung sagte auf Anfrage, Augstein habe zur schriftlichen Ablehnung der Interviewanfrage den zitierten Satz hinzugefügt. Er habe davon ausgehen müssen, dass Augsteins Satz zur Veröffentlichung frei gewesen sei.

Augstein war wegen kritischer Berichte zur israelischen Regierungspolitik in die Kritik geraten. Das amerikanische Simon-Wiesenthal-Zentrum setzte einzelne Äußerungen auf eine Liste der schlimmsten antisemitischen Verunglimpfungen des vergangenen Jahres - auch unter Hinweis auf die jetzt zurück genommene Bewertung des „Welt“-Kolumnisten Broder.

Augstein wies Antisemitismus-Vorwürfe erneut entschieden zurück. In einem „Spiegel“-Streitgespräch mit dem Präsidenten des Zentralrats der Juden in Deutschland, Dieter Graumann, argumentierte er: „Da geraten mehrere Themen durcheinander. Das eine ist: Kann ein deutscher Journalist über die Besetzungspolitik Netanjahus so schreiben wie ein Schweizer oder ein Spanier? Das andere ist das deutsch-jüdische Thema, etwas, das nicht heilbar ist, nie sein wird.“ Er sehe sich in einem Rollenkonflikt: „Als Deutscher möchte ich behutsam sein. Als Journalist will ich aber ehrlich sein.“ Dazu gehöre auch Kritik an der Politik der Regierung des israelischen Premiers Benjamin Netanjahu.

Die stellvertretende CDU-Vorsitzende Julia Klöckner forderte in diesem Zusammenhang einen unverkrampften Umgang mit Israel und warnte zugleich: „Wer inflationär die Keule des Antisemitismus-Vorwurfs auspackt, ist dann nicht mehr glaubwürdig, wenn es wirklich darauf ankommt.“ Deutschland habe eine historische Verantwortung, sagte die rheinland-pfälzische Oppositionsführerin dem „Spiegel“. „Aber das ist kein Blankoscheck für außenpolitische Kritiklosigkeit.“