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Anhaltisches Theater Dessau Anhaltisches Theater Dessau: Kurt Weill spaziert unter den Pinien von Argentinien

Von Ute van der Sanden 07.03.2007, 18:35

Dessau/MZ. - In den Zuschauerreihen des ausverkauften Anhaltischen Theaters raunte man sich die Auftrittsorte von Andrea Berg zu, der Stargast selbst mühte sich stetig, historische Bezüge zu Kurt Weill herzustellen.

Ja, er sang auch dessen Lieder. Nicht sehr viele: "Moon of Alabama", den Bilbao-Song, dann "One touch of Venus" und "Speak Low" aus der amerikanischen Zeit - alles im Stil der Schellack-Platte, kuvertiert in weichgespülte Tanzorchester-Arrangements und in bläserlastigen Sound, der den Banjo- und Gitarrenpart sowieso und meist auch jenen des Klaviers schluckte. Dass die unbescheiden aufstrebenden Intervalle in der Melodik Kurt Weills für den Sänger eine, sagen wir, nicht alltägliche Herausforderung bedeuten, war nicht zu überhören; seine Kopfstimme hatte er auch schon besser im Griff.

Gleichwohl: Der Mann, der seine eigene Inszenierung ist und authentisch in allem, was er vorträgt, der Mann, der den gespreizten Charme und den prüden Humor der Goldenen Zwanziger verkörpert wie kein anderer, assimiliert die aufmüpfige Musik Kurt Weills: ein durchaus sublimer Vorgang.

Ansonsten, also größtenteils, handelte es sich um ein ganz normales Max-Raabe-Programm mitsamt seiner geistreich-ironischen, lustvoll alliterierenden Zwischentexte und seinem typisch bizarren Glamour. Knödelte er nicht, lehnte Raabe in der Flügelkurve wie eine Schaufensterpuppe mit Nackengelenk.

Davor saß Schneewittchen: So schmuck war die "Violinistin", und ihr verkabeltes Instrument zirpte anmutig oder kehlte inbrünstig wie der Sänger von "Bei dir war es immer so schön". Der Pianist erschien als Latin-Lover-Version von Sascha Hehn. Zur zweiten Hälfte kam die komplette Truppe in frischer Garderobe heraus. Susafon und Basssaxofon sieht man auch nicht alle Tage.

Über zwei Stunden delektierte sich der Saal an den alten Nummern. "Herr Ober, zwei Mokka", "Unter den Pinien von Argentinien", und ein bisschen Dada war immer dabei: "Dort tanzt Lu-Lu! A-Ha-Ha! U-Hu-Hu!" Nach "Kleiner grüner Kaktus" und "Ein Freund, ein guter Freund" tobte das Publikum verhalten. Das Vortragen von Operettenschnulzen wie "Dein ist mein ganzes Herz" aber sollte er besser den Heldentenören der Stadttheater überlassen: er, der Künstler, der sich nie verbeugt. Er knickte ein.