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Angst vorm Älterwerden: «Der letzte Kuss» auf DVD

22.03.2007, 13:07

Hamburg/dpa. - Für eine Midlife-Krise ist man nie zu jung, könnte die Botschaft des jetzt auf DVD erschienenen Films «Der letzte Kuss» von Tony Goldwyn lauten. Oder aber auch ganz konventionell, dass man es sich zwei Mal überlegen sollte, bevor man das, was man hat, wegen noch so verlockender Versuchungen aufs Spiel setzt.

Der Architekt Michael (Zach Braff, bekannt aus der TV-Serie «Scrubs») geht auf seinen 30. Geburtstag zu, als seine Welt in ihren Grundfesten erschüttert wird: Seine langjährige Freundin Jenna (Jacinda Barrett) wird plötzlich schwanger.

Nun ist es nicht so, dass Michael sich gar nicht freuen oder Jenna nicht lieben würde - und doch reagiert er eher ungewöhnlich. Er stürzt sich in eine leidenschaftliche Affäre mit einem viel jüngeren Mädchen namens Kim. Sie (Rachel Bilson, die Summer aus der Fernsehserie «O.C., California») ist schön, erfrischend lebenslustig und hat diesen entwaffnenden Charme, dem Michael erliegt. So ist er zwischen zwei Frauen hin und hergerissen, wobei er die betrogene Jenna und ein Leben mit seinem zukünftigen Kind zu verlieren droht.

Zach Braff hat ein besonderes Kapital unter den jungen Schauspielern in Hollywood: Glaubwürdigkeit und die Kunst, beim Zuschauer Sympathie zu erwecken, auch wenn seine Figur nicht unbedingt das Richtige tut. Man kann sich gar nicht dagegen wehren, zu sagen: Der Michael ist ein netter, guter Kerl, der halt Torschlusspanik und Angst vorm Erwachsenwerden hat. Das hilft dem Film auch, nicht in einen belehrenden Ton zu verfallen, was bei solchen Geschichten nur allzu leicht passiert.

«Der letzte Kuss» schließt eigentlich perfekt an Braffs Regiedebüt «Garden State» an, in dem ein verwirrter Mittzwanziger zur Beerdigung seiner Mutter in seine Heimatstadt kommt und dabei die Liebe findet. Als Drehbuchautor, Regisseur und Hauptdarsteller schaffte Braff es damals, dass sich Filmkritiker und Zuschauer gleichermaßen in «Garden State» verliebten und galt als eine ganz große Hoffnung für Hollywood. Doch der «Der Letzte Kuss» ging im Kino ein wenig unter.

Dabei hatte Braff alle modernen Marketing-Register des Internet-Zeitalters gezogen und versucht, die Zuschauer direkt anzusprechen. Er führte ein Weblog und richtete sich ein Profil in der populären Internet-Community MySpace.com ein. Doch es half alles nicht - der «Kuss» wurde in USA sofort vom zweiten «Jackass»-Film überrollt. «Vielleicht sollte man eine Neuauflage machen, in der wir uns häufiger wehtun», scherzte Braff daraufhin.

Die eher zurückhaltende Resonanz kam umso überraschender, da das Drehbuch für das Remake des fünf Jahres alten italienischen Streifens «L'Ultimo Bacio» von Paul Haggis stammt, auf dessen Konto zum Beispiel auch «Million Dollar Baby», «L.A. Crash» und der neue Bond-Film «Casino Royale» gehen. Doch vielleicht haben sich Haggis und Regisseur Tony Goldwyn einfach zu viel vorgenommen: Neben der Hauptlinie der Geschichte geht es noch um die Beziehungsprobleme von Michaels drei besten Freunden und Jennas Eltern. So als wäre eine ganze Staffel einer Fernsehserie in zwei Stunden gepresst worden, bemerkte der Filmkritiker der «New York Times».