André Heller André Heller: Poet, Musiker und professioneller Träumer

Wien/dpa. - «So viel zum Thema, dass man ohne Matura (Abitur)nichts wird», sagte André Heller damals und wirkte ein wenig wie einSchuljunge, dem zur Überraschung seiner Lehrer eine glatte Einsgeglückt ist. In seinem Hauptfach Poesie und Show ist Heller jedochlängst zum unbestrittenen Klassenbesten geworden. Am Donnerstag (22.März) wird der Poet, Musiker, Show-Erfinder und professionelleTräumer 60 Jahre alt.
Zuletzt begeisterte «Afrika! Afrika!» in Deutschland undÖsterreich ein Millionen-Publikum, die Show bekommt einen zweitenTeil und reist um die Welt. Weniger Erfolg war ihm mit seinergeplanten Eröffnungs-Gala für die Fußball-WM vergangenes Jahr inDeutschland beschieden - eines der wenigen Projekte Hellers, dasnicht umgesetzt wurde. Vorwürfe wie «Kitsch» oder «Massenproduktion»kontert er mit seinem Anliegen, er wolle die Menschen mit Fantasieund Poesie zum Staunen bringen.
Hellers Shows sind geprägt von einer verträumt-poetischen Stimmungzwischen Jahrmarkt, Zirkus und Variété, mit Anklängen an die Licht-und Farbspiele des Barock. Gemeinsam mit Bernhard Paul erfand er den«Circus Roncalli», in variantenreichen Programmen gestaltet er mitausgeklügelten Choreografien und ausgewählten Darstellern, mitFeuerwerk und Musik lebendige Kunstwerke von oft gigantischenDimensionen.
André (eigentlich: Franz André) wurde am 22. März 1947 in Wiengeboren. Er stammt aus einer ostjüdischen Zuckerbäckerfamilie, diemit Süßwaren ein Vermögen machte. Heller, der als Kind bereitskünstlerische Ambitionen zeigte, versuchte sich zunächst mit wenigErfolg als Schauspieler. Den Nerv der Zeit traf er ab 1971 alsLiedermacher mit insgesamt 14 Alben.
Sein erstes Großprojekt «Theater des Feuers» 1983 in Lissabon, dasHeller aus eigener Tasche finanzierte, brachte ihn an den Rand desRuins. Mit dem 1984 in Berlin folgenden Feuerspektakel «Sturz durchTräume» begann sein Erfolg als Arrangeur großer Shows. Auf dasProgramm «Begnadete Körper» 1985 folgte 1986 die Aktion«Himmelszeichen» mit riesigen Heißluftballon-Skulpturen unter anderemüber Venedig, London und den Niagarafällen.
In Deutschland inszenierte Heller auch «Luna, Luna», einen«Jahrmarkt der Modernen Kunst» (Hamburg). Zu den wenigen mäßigerfolgreichen Projekten des Multi-Künstlers, der sich gekonnt auchselbst in Szene setzt, zählt die Show «Der Meteorit», die er 1998 inEssen inszenierte.
Sein Interesse an außereuropäischen Kulturen brachte Heller zuProjekten wie «Body and Soul» mit schwarzen Künstlern und zu deminternational beachteten spirituellen Arrangement «Stimmen der Welt»1999 in Marokko. Heller war mit der Schauspielerin Erika Pluharverheiratet, lebte später mit der Schauspielerin Gertrud Jessererzusammen und war einige Jahre mit der Schauspielerin Andrea Eckertliiert. Er lebt nach eigenen Angaben «in Wien, der Lombardei und aufReisen».