Alexandra Maria Lara über den Dreh mit Coppola
München/dpa. - In Deutschland gehört Alexandra Maria Lara spätestens seit ihrer Rolle in «Der Untergang» von Oliver Hirschbiegel zu den großen Schauspielstars. Auch international machte sie sich mit der Rolle als Hitlers Sekretärin Traudl Junge einen Namen.
So holte Regielegende Francis Ford Coppola die 29-Jährige vor die Kamera für sein neues Werk «Jugend ohne Jugend» über einen alten Professor (Tim Roth), der nach einem Blitzschlag seine Jugend wiedererlangt und über geniale geistige Fähigkeiten verfügt. Lara spielt darin eine Doppelrolle als junge Frau und als frühere Verlobte des Professors. «Wenn man seinen Beruf liebt, dann kann einem eigentlich nichts unglaublicheres passieren, als mit jemandem wie ihm zu arbeiten», sagte Lara zu den Dreharbeiten mit Coppola.
Wie war es für Sie, am Set so eines berühmten Regisseurs zu stehen?
Lara: «Für mich war es natürlich auf so vielen verschiedenen Ebenen die unglaublichste Erfahrung überhaupt. Zum einen denkt man natürlich im ersten Moment, es kann gar nicht der echte Francis Ford Coppola sein, sondern es muss irgendjemand sein, der sich so nennt. Dann habe ich so einen tollen Menschen kennengelernt, das ist halt jemand, der überhaupt kein Interesse daran hat, irgendwelche anderen Menschen einzuschüchtern. Das ist jemand, der eher daran interessiert ist, den Menschen schnell die Hemmungen und die Ängste zu nehmen und trotzdem stand ich 30 Tage lang mit diesem Bewusstsein an diesem Set, an wessen Set ich da gerade stehen darf. Das macht natürlich alles Mögliche mit einem.»
Wie arbeitet ein Francis Ford Coppola am Set?
Lara: «Es ist wahnsinnig schwierig, darauf zu antworten und ihm gleichzeitig gerecht zu werden. Ich nehme mal an, das ist bei Genies häufig so - er hat eigentlich eine sehr, sehr einfache Art, sich auszudrücken. Nur hinter dieser einfachen Art steckt wahnsinnig viel. Er hat uns unglaublich viele Freiheiten gelassen, gleichzeitig hatten aber glaube ich alle Schauspieler das Gefühl, auf der Hut sein zu müssen, gewappnet für eine Überraschung. Irgendwas, was ihm gerade plötzlich einfällt. Dadurch, dass wir auf Video gedreht haben, hatten wir nicht die üblichen Unterbrechungen, die man am Set normalerweise hat. Also normalerweise kann man soundso lange drehen und dann wird wieder unterbrochen, alle gehen auseinander, alle kommen wieder zusammen, eine neue Kassette wird eingelegt. Das ist beim Videodreh nicht so. Und dadurch hat er natürlich Möglichkeiten gehabt, mit uns Dinge zu machen, die man sonst nicht machen kann.»
Was waren das für besondere Dinge?
Lara: «Wir haben beispielsweise Dialogszenen in einer rasenden Geschwindigkeit 20 Mal hintereinander gedreht und da passiert automatisch was mit jedem Schauspieler. Beim 20. Mal macht man was ganz anderes als instinktiv beim ersten Mal. Und dann hat er plötzlich gesagt, so, jetzt geht bitte und spielt mir die Szene noch mal aber ohne Text. Und das sind so Sachen, die machen Schauspielern natürlich Spaß. Die erlebt man nicht so häufig am Drehort. Es hat mich teilweise sehr an meine Schauspielausbildung erinnert, wo man eben noch diese Freiheiten hat, Dinge auszuprobieren, die normalerweise beim Film aus Geld- und Zeitgründen absolut nicht möglich sind. Aber das ist glaube ich sein großes Vergnügen, das ist sein großer Spaß, sich auch jeden Tag aufs Neue überraschen zu lassen, von was auch immer. Von der Natur, von irgendwas was ihn gerade inspiriert, irgendwas ganz anders zu machen, als es eigentlich geplant war.»
Gespräch: Cordula Dieckmann, dpa