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Autor Pilgrim über Adolf Hitler Adolf Hitler: Volker Elis Pilgrim untersucht die Sexualität des Führers

Von Steffen Könau 24.10.2017, 09:00
Schöner Schein: Nach Erkenntnissen von Pilgrim nutzte Hitler Eva Braun, um sein Serienkillerwesen zu tarnen.
Schöner Schein: Nach Erkenntnissen von Pilgrim nutzte Hitler Eva Braun, um sein Serienkillerwesen zu tarnen. imago

Halle (Saale) - Ist er wieder da oder war er gar nie fort? Adolf Hitler, inzwischen 72 Jahre tot, hat immer Konjunktur, erst recht, wenn sich der Mann, der heute 128 Jahre alt wäre, auf irgendeine neue Weise betrachten lässt. Mord und Krieg, die gewissenlose Vernichtung ganzer Völker, dazu wabernde Geheimnisse um den privaten Hitler, der sich eine 23 Jahre jüngere Geliebte hielt - ein Stoff, aus dem die Bestseller sind.

Deren hat der in der Mark Brandenburg aufgewachsene Volker Elis Pilgrim schon mehrere geschrieben. „Der Untergang des Mannes“ (Buch bei Amazon kaufen) und „Muttersöhne“ (Buch bei Amazon kaufen) machten aus dem vielfältig begabten Autoren, Musiker, Schauspieler und Theatermann einen Pionier der Männerbewegung. Später avancierte Pilgrim, der eigentlich von Pilgrim heißt, zum Vorkämpfer des Vegetarismus und Erforscher der Rolle der Frau im Nationalsozialismus.

Fast schon folgerichtig ist der 75-Jährige von dort aus nun direkt bei Hitler gelandet, dem er von einer Seite aus nachspürt, von der in all den Jahren noch niemand versucht hat, ihm beizukommen: Volker Elis Pilgrim, Sohn einer Familie, die mit Hermann Göring befreundet war, versucht, die Sexualität des Massenmörders zu ergründen, um an die Wurzel seines unmenschlichen Wirkens zu gelangen.

Adolf Hitlers Sexualität: Volker Elis Pilgrim sieht den Führer als Sexopathen

Ein Vorhaben, das den früheren Duz-Freund von Theodor W. Adorno nach eigenen Angaben zwei Jahrzehnte gekostet hat. Dann stand für Pilgrim fest: Hitler war bis zu seiner Verletzung im Ersten Weltkrieg ein anderer Mann als danach.

Erst eine psychiatrische Behandlung in einer Klinik in Pasewalk habe Hitler 1, wie er es nennt, in Hitler 2 verwandelt. Der Supergau der deutschen Geschichte, denn der schüchterne Kunstmaler verwandelte sich dabei in einen Sexopathen, einen Serienkiller, den eine sexuelle Anomalie antrieb. Allerdings mordete der selbsternannte Führer nicht mit eigenen Händen, nein, er ließ morden.

Die Schauspielerin Marianne Hoppe, schon mit Mitte 20 ein Ufa-Star, liefert Pilgrim einen Beleg für seine steile These, dass Hitler durch eine „Fehlsteuerung“ (Pilgrim) sexuelle Lust empfand, wenn getötet wurde.

Bei einer privaten Filmvorführung des Luis-Trenker-Films „Der Rebell“ habe sie gesehen, so Hoppe, wie Hitler sich lustvoll die Oberschenkel gerieben habe. „Da kriegte er so eine Art von Orgasmus und da kommt bei mir der Punkt, wo ich nicht mehr neugierig bin“, sagte Hoppe später.

Eine wolkige Beschreibung, die für den studierten Psychologen zum Ausgangspunkt einer 900-seitigen Reise „ins Innere des Vulkans“ wird, wie Pilgrim selbst sagt. Minutiös folgt der Mann, der kurz vor dem Mauerbau in den Westen floh, den Spuren des Führers in dessen privateste Räume. Das Ziel: herauszubekommen, was lief zwischen ihm und Eva, zwischen ihm und der ganzen Frauenwelt.

Nichts, gar nichts, ist Pilgrim nach der Einvernahme unzähliger Zeugen vom Leibdiener über den Arzt und die Gastwirtin bis zum Braun’schen Tagebuchfragment sicher. Hitler sei nach Abwägung aller Aussagen ein Mann ohne Sexualität gewesen. Er habe Eva Braun genutzt, um seinem engsten Umfeld ein normales Sexualleben vorzuspielen. Während er in Wirklichkeit nur Befriedung fand, wenn er möglichst schrecklich morden lassen konnte.

Adolf Hitler: Hatte der Führer kein normales Sexualleben?

„Der Führer war kein Ficker“, lässt Pilgrim wissen, kein seltener Ausbruch in eine Sprachfarbe, die Historiker gewöhnlich nicht benutzen. Aber Pilgrim, nach eigenem Bekunden auch in „Aristokratologie“ ausgebildet - ist weniger Historiker als fantasiebegabter Sammler von Indizien, die vielleicht nicht einmal welche sind. Ein Satz von Braun und die Vermessung eines Sofas reichen ihm, ein orales Abenteuer von Adolf und Eva zu imaginieren. Über 20 Seiten.

Mehr sei nie passiert zwischen den beiden. Der Serienkiller habe Sexualität gemimt, seine Mittäterin ihn darin unterstützt. Warum und weswegen, das wird hier noch nicht verraten. „Hitler 1 und Hitler 2 - das sexuelle Niemandsland“ ist erst Band 1 eines auf vier Bücher ausgelegten „Quadro-Konzertes“. Geschichte am Rande der Erschöpfung.

Volker Elis Pilgrim: „Hitler 1 und Hitler 2“, Osburg, 900 Seiten, 28 Euro (Buch bei Amazon kaufen)

(mz)