Actionfilm «Far Cry» Actionfilm «Far Cry»: John Rambo lässt grüßen

Vancouver/dpa. - Um dabei den einzigen Zeugen auszulöschen, feuern sie eine Stinger-Rakete auf den alten Kutter ab. In letzter Sekunde kann sich der Ex-Marine mit einem Sprung über Bord retten, während sein Boot unter ohrenbetäubendem Getöse in die Luft fliegt.
Mit dem 30 Millionen Dollar teuren Actionfilm «Far Cry», der mitTil Schweiger, Udo Kier, Ralf Möller und Emmanuelle Vaugier in den Hauptrollen zurzeit im kanadischen Vancouver gedreht wird, bringt der deutsche Regisseur Uwe Boll das gleichnamige Videospiel auf die Kinoleinwand. Boll ist auf trashige Kinoadaptionen von Videospielen spezialisiert («House of the Dead», «Alone in the Dark», «Postal»), was schon Nominierungen für Goldene Himbeeren für die schlechtesten Filme des Jahres zur Folge hatte.
«Für die Bootsszene haben wir einen 40 Jahre alten Kutter gekauftund mit 200 Kilogramm Sprengstoff in die Luft gejagt», berichtetBoll. Zudem wurden für diesen Action-Stunt Teile vom Boot präpariert,damit sie nach der Explosion brennend auf dem Wasser treiben. Nur dieRakete wird nachträglich im Computer generiert. Echt war auch derSprung von Schweiger, der gemäß Filmplot nur knapp dem gezieltenAnschlag entgeht. «Ich spiele einen sympathischen Helden, der nichtsmehr mit seinem früheren Job zu tun haben will und nicht auf dieseInsel möchte», erklärt Schweiger Er wird jedoch dazu gezwungen, weilsie ihm sein Boot wegsprengen.
Nach zahlreichen Actionfilmen, darunter «Tomb Raider 2» mitAngelina Jolie, fiel es dem deutschen Schauspieler nicht schwer, dienotwendige Fitness für die neue Rolle mitzubringen. «Ich treibe seitmeinem zwölften Lebensjahr Sport.» Nach früherem Kickboxen und Boxenhält er sich heute vor allem mit Schattenboxen, Liegestützen,Klimmzügen oder Sit-Ups in Topform. Dennoch gibt es bei denDreharbeiten zu «Far Cry» sogar zwei Stunt-Doubles, die bei Bedarffür ihn einspringen. «Ich gehöre nicht zu den Schauspielern, diebehaupten, sie würden alle Stunts selbst drehen», betont Schweiger.«Bestimmte Sachen darf ein Schauspieler gar nicht selbst übernehmen,weil der ganze Film abgebrochen werden müsste, wenn er sich dabeiverletzt.»
In «Far Cry» arbeitet ein geldgieriger Wissenschaftler (Udo Kier)in geheimer Mission für die Regierung und nimmt Experimente anMenschen vor, damit sie als Soldaten unverwundbar sind. «Ihre Hautist so strapazierfähig, dass keine Kugel durch sie dringt», erläutertKier. In dieser Rolle als moderner Dr. Frankenstein pflanzt er seinenProbanden eine Kamera ein, so dass er von seinem Kontrollraum ausdurch ihre Augen blicken kann. Doch die Gehirnmanipulation gehtschief. Sie werden zu reinen Killermaschinen. Da sie nicht seinenBefehlen gehorchen, sperrt er sie in Zellen ein, verrät derRegisseur. «Wir versuchen, diese Geschichte mit möglichst viel Humorzu erzählen.»
Eine Gastrolle in «Far Cry» hat Ralf Möller übernommen, der sichin diesem Film nicht so einfach zum Mutanten umpolen lässt. «Bei mirklappt das nicht, weil ich einen extrem starken Willen besitze», sagtMöller. Der starke Riese hilft am Ende seinem alten Kriegskameradenund seiner Nichte, die ihn auf der Insel aufsuchen wollte. «MeineFigur macht im Laufe der Geschichte eine richtige Entwicklung durch»,sagt Möller. Damit sich die manipulierten Mutanten auf der Leinwandmerklich von den echten Menschen unterscheiden, werden ihreBewegungen in der Postproduktion mit Hilfe von Computereffektenbeschleunigt, während sich die anderen Personen im Bild inNormalgeschwindigkeit fortbewegen. «Das wird der spektakulärsteEffekt in "Far Cry", versichert Boll. «Ich versuche, in jedem meinerFilme etwas neues auszuprobieren, das noch nie im Kino zu sehen war.»
Trotz der aufwendigen Stunts, bei denen am 24. Drehtag imFilmstudio in Vancouver mit Maschinengewehren ganze Fensterfronten inSerie zerschossen werden, strahlt der deutsche Regisseur einegeradezu stoische Gelassenheit aus. In dem 20 000 Quadratmeter großenFilmatelier sind vier Kameras aufgebaut, um aus verschiedenenBlickwinkeln aufzunehmen, wie ein Mutant aus dem Versuchslaborausgebrochen ist und Amok läuft. Mit einem Maschinengewehr, das ereiner der Wachen abgenommen hat, schießt er wahllos um sich. «Wirverwenden in dieser Szene ein echtes Maschinengewehr mitPlatzpatronen», sagt der Action-erprobte Regisseur. «Damit dabei dieGlasscheiben zerspringen, hat unser Spezialeffekte-Team sie vorhermit kleinen Sprengsätzen versehen.»
Produziert wird das Action-Spektakel von der Boll KG und derkanadischen Produktionsfirma Brightlight Pictures. Die Finanzierungdes 30 Millionen-Dollar-Films erfolgt aus dem Fonds 8 der Boll KG,mit dem bis 2005 noch Gelder von privaten Investoren in Deutschlandeingesammelt worden sind. Nachdem dieses Steuerprivileg abgeschafftworden ist, hat Boll mit seiner Firma den Börsengang gewagt. «Da ichkeine Filmförderung erhalte, müssen meine Filme ihreProduktionskosten wieder einspielen», sagt der Regisseur. Mit derbitterbösen Polit-Satire «Postal», dem Fantasy-Abenteuer «Schwerterdes Königs Dungeon Siege» sowie dem Horror-Thriller «Seed» kommenin diesem Herbst gleich drei Boll-Filme in die deutschen Kinos, derenProduktionsvolumen sich zusammengerechnet auf 100 Millionen Dollarbeläuft. «Far Cry» wird voraussichtlich im nächsten Jahr starten.